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Sonnensystem: Neuester entferntester Kleinplanet entdeckt

Am äußersten Rand des Sonnensystems können Astronomen nur mit Glück etwas erkennen. Das hatten sie nun: Aber wie genau fliegt der neu entdeckte Felsbrocken weit jenseits von Pluto?
Kuiper-Gürtel-Objekt

Astronomen entdeckten den neuesten entferntesten Felsbrocken des Sonnensystems: "V774104" eiert in der Oortschen Wolke und ist mit 103 Astronomischen Einheiten (AE) Abstand zur Sonne etwa so weit draußen wie unsere ausgemusterten Pioneer-Sonden auf ihrem Weg zu den Sternen. Der neue Rekordhalter übertrumpft damit den Kleinplaneten Eris, der in 97 AE Abstand gesehen wurde. Leider haben die Astronomen den frischen Fund nicht lange genug verfolgen können, um seine Bahn zu bestimmen: Also bewegt er sich entweder noch weiter nach draußen oder aber in Richtung Sonne, melden die Entdecker um Scott Sheppard von der Carnegie Institution for Science in Washington D. C.

Überhaupt ist noch recht wenig bekannt über V774104. Wahrscheinlich ist der zwischen 500 und 800 Kilometer im Durchmesser große Felsbrocken, wie die schon seit 2004 bekannte Sedna, Teil der inneren Oortschen Wolke, eines schwer abgrenzbaren Reservoirs von Kometen und anderen Objekten am äußersten Rand des Sonnensystems jenseits des Kuiper-Gürtels. Ihr "innerer" Bereich dürfte nach derzeitigen Spekulationen bis zu 20 000 AE Sonnenabstand reichen. Man vermutet zudem, dass die Oortsche Wolke bis zu eine Billiarde Kometenkerne enthält; zu Gesicht bekommen wir davon nur die wenigsten, wenn ihre Bahn sie in größere Sonnennähe führt. Neben Sedna und jetzt V774104 kennt man hier nur noch das Objekt 2012 VP113.

Der neue Spitzenreiter könnte sich ohnehin als weniger aufregend erweisen, wenn er sich später einfach als Mitglied des Kuiper-Gürtels entpuppt, das nur zufällig weit entfernt beobachtet wurde. Der Kuiper-Gürtel – den auch die Plutosonde New Horizons noch besuchen wird – endet zwar in etwa 50 AE, es ist aber durchaus vorstellbar, dass einzelne seiner Objekte auf sonnenfernen Punkten ihrer von der Schwerkraft des Neptuns beeinflussten Bahn darüber hinauskreisen. Objekte in der Oortschen Wolke sind dagegen von Gravitationseinflüssen der Planeten nicht betroffen und auch deswegen spannend für Astronomen: Die Orbits dort sollten verlaufen wie einst beim Entstehen des Sonnensystems vor 4,5 Milliarden Jahren. Ob das auch für die Bahn von V774104 gelten könnte, wird sich vielleicht in einem Jahr geklärt haben, wenn die Forscher mit den Magellan-Teleskopen in Chile mehr Bahndaten gesammelt haben.

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