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News: Neuronaler Mustersucher

Gehören Sie auch zu den Spielern, die sich am Roulettetisch eifrig die Zahlenfolge notieren und aus diesen Zufälligkeiten später ihre eigene persönliche Glückszahl ableiten? Nun, dann lassen Sie sich von einer Gehirnregion verleiten, die vor zwanzigtausend Jahren sicher sehr sinnvoll Muster in zufälligen Ereignissen gesucht hat, heute jedoch mehr abergläubische Fehlurteile verursacht.
Für unsere Ahnen war klar: Knackte in ihrer Nähe ein Zweig und drang zudem ein unheilschwangeres Knurren an ihr Ohr, sollte der Fluchtweg ohne Aufschub angetreten werden. Dass aus diesen zwei zufälligen Ereignissen ein Zusammenhang gezogen werden kann, ist eine recht eindrucksvolle Leistung. Welcher neuronalen Region gehören diese Lorbeeren?

Mit dieser Frage hat sich ein Team des Medical Centers der Duke University beschäftigt und sich zur Lösung folgendes Experiment überlegt: Sie konfrontierten ihre Versuchspersonen mit einer zufälligen Aufeinanderfolge von Kreisen und Quadraten, die auf einem Bildschirm vorbeihuschten. Bei jedem Kreis galt es links einen Knopf zu drücken, für ein Quadrat den rechten. Den Blick ins arbeitende Gehirn der Probanden ermöglichte die funktionelle Kernspinresonanztomographie (fMRI), die hochauflösende Bilder liefert. Steigt der Blutdruck – bedingt durch hart arbeitende Nervenzellen, die nun mehr Sauerstoff verbrauchen – reagiert das Gerät sofort.

Scott Huettel und seine Mitarbeiter konzentrierten sich bei ihrer neuronalen Beobachtung auf den so genannten präfrontalen Cortex – ein Areal, das in dem Ruf steht, als Arbeitsspeicher zu fungieren. Hier lagert das arbeitende Gehirn kurzfristig Informationen, wenn es mit neuen Eindrücken konfrontiert wird.

Doch der präfrontale Cortex ließ sich durch nichts aus der Ruhe bringen. Ob zufällig Kreise auf Quadrate folgten, oder sich ein kurzes Muster aus hintereinander gehäuft auftretenden gleichen Objekten vor den menschlichen Augen abspielten, der Gehirnbereich änderte nicht seine Aktivität.

Auch wenn die gelegentlichen Muster wieder unterbrochen wurden – etwa, wenn ein Quadrat in einer Serie von Kreisen auftaucht – spiegelte sich dies nicht im Arbeitsspeicher wieder. Erst als die Forscher die Reaktionen auf lange alternierende Serien untersuchten, fanden sie ein neuronales Zucken.

Huettel schlussfolgert daraus, dass die Menschen eben sehr schnell einfache, sich wiederholende Muster erkennen können. Für unsere Ahnen war dies sicherlich sinnvoll um entsprechende Gefahren schnell zu erkennen. Für den modernen Menschen kann die altertümliche Gabe jedoch zu Fehlschlüssen führen, denn aufgrund einer Zahlenserie im Roulette sollte man besser kein Geld riskieren.

Dass der präfrontale Cortex aktiv und dynamisch auf Information aus der Umgebung reagiert, haben Huettel und sein Kollegen mit ihren Ergebnissen auf jeden Fall gezeigt. Ob er bei dieser Aufgabe auch andere Gehirnareale integriert oder Aufgaben delegiert, sollen weiter Studien offen legen.

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