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Tektonik: Nie gesehene Details der Tiefsee enthüllt

Der Tiefseeboden ist noch abwechslungsreicher als gedacht. Das zeigen die Daten zweier Satelliten, die eigentlich ganz andere Dinge messen sollten.
Blick in die Tiefsee

Tausende Berge ragen vom Meeresboden auf – und bislang hatte niemand Kenntnis von ihnen. Das ist eines der Ergebnisse, die David Sandwell von der Scripps Institution of Oceanography und seine Kollegen nun vorlegen: die detailreichsten Karten der Tiefsee, die jemals angefertigt wurden. Die mindestens einen Kilometer hohen Tiefseeberge sind die "häufigste Oberflächenform der Erde", so der Meeresforscher, dessen Team Daten zweier Satelliten genutzt hat, die eigentlich in anderer Mission unterwegs waren: CryoSat-2 der ESA überwacht normalerweise, wie sich das Eis an den Polen verändert, und Jason-1 der NASA misst das Schwerefeld der Erde. Mit ihren Instrumenten können sie jedoch auch die Erdkruste unter dem Meer abtasten, und zusammen mit weiteren Daten und Fernerkundungsaufnahmen lieferten sie das Rohmaterial der faszinierenden Karten.

Meeresboden im Indischen Ozean | Im Zentrum der Karte liegt das Drei-Platten-Eck, wo die Afrikanische, die Antarktische und die Indo-Australische Platte aneinandergrenzen. Diese Region gehört zu den am schlechtesten erforschten Gebieten der Erde. Hier wird zudem der Absturzort des malaysischen Flugzeugs MH370 vermutet. Die roten Punkte markieren Erdbeben der Magnitude 5,5 und stärker.

Neben den Bergen enthüllen sie beispielsweise weitere kontinentale Strukturen, die einst Afrika und Südamerika miteinander verbanden, und Rifting-Zonen am Golf von Mexiko, die vor 150 Millionen Jahren aktiv waren und nun unter dicken Sedimentschichten verborgen sind: An diesen Stellen entstand neue ozeanische Kruste; der Meeresboden spreizte sich also und drückte die angrenzenden Erdplatten auseinander. Mit Hilfe der Daten können die Wissenschaftler nun zudem die Tiefe der Ozeane weiträumig neu abschätzen. Bislang ist diese nur von 20 Prozent der Meeresfläche einigermaßen gut bekannt.

Blick in die Tiefsee | Auf ganzer Länge durchzieht der Mittelozeanische Rücken den Atlantik: Hier entsteht neuer Meeresboden – was nicht ohne Erdbeben stattfindet (rote Punkte symbolisieren jede Erschütterung mit einer Magnitude von 5,5 und stärker). Erkennbar sind sogar schwache Bruchzonen, die normalerweise unter dicken Sedimentpaketen versteckt sind.

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