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Grüne Gentechnik: Nobelpreisträger fordern Greenpeace zum Umdenken auf

Über 100 Laureaten wenden sich in einem offenen Brief an die Umweltschutzorganisation. Der Widerstand gegen die Grüne Gentechnik sei nicht gerechtfertigt.
Goldener Reis soll Vitaminmangel beheben

Bis zum Jahr 2050 muss sich die landwirtschaftliche Produktion wegen der wachsenden Weltbevölkerung verdoppeln. Dies sei ohne Grüne Gentechnik (GMO) nicht zu schaffen, meinen 108 Nobelpreisträgerinnen und -träger in einem offenen Brief an die Umweltschutzorganisation Greenpeace. Die Laureaten fordern, die Organisation solle ihren Widerstand gegen die Technologie aufgeben, und wünschen sich, dass die Regierungen der Welt endlich den Anbau des so genannten Goldenen Reises frei geben. Diese Sorte wurde gentechnisch so verändert, dass sie mehr Betacarotin und damit Provitamin A produziert. Unter Provitamin-A-Mangel leiden rund 250 Millionen Menschen; das schwächt ihr Immunsystem und beeinträchtigt vor allem Kinder in ihrem Wachstum und ihrer Gesundheit: Bis zu eine halbe Million Menschen erblinden jährlich als Folge der Unterversorgung. Der Goldene Reis soll diesen Missstand unkompliziert und auf breiter Front beheben, sein kommerzieller Anbau ist bislang jedoch nicht zugelassen. Immer wieder zerstören zudem so genannte Aktivisten Versuchsfelder mit der Nutzpflanze, was die Forschungsarbeit beeinträchtigt.

Dass Greenpeace seit Jahren gegen die Technologie argumentiert und ihren Einsatz zumindest verbal bekämpft, ärgert die Unterzeichner, zu denen unter anderem die deutschen Laureaten Christiane Nüsslein-Volhard, Harald zur Hausen und Wolfgang Ketterle zählen. "Wissenschaftler und Zulassungsbehörden haben wiederholt festgestellt, dass GMO-Produkte ebenso sicher sind wie herkömmlich gezüchtete Organismen, wenn nicht sogar sicherer. Weltweit gibt es keinen einzigen bestätigten Beleg, dass Menschen oder Tiere einen Gesundheitsschaden davongetragen haben, nachdem sie GMO-Produkte konsumiert hatten", schreiben die Unterstützer. Wiederholt habe sich zudem gezeigt, dass die derart erzeugten Pflanzen und Tiere der Umwelt weniger schaden als die traditionelle Landwirtschaft und sogar dem Erhalt der Artenvielfalt nutzen könnten. Greenpeace und andere Organisationen hätten dagegen diese Fakten geleugnet, Risiken fehlinterpretiert und die positiven Eigenschaften heruntergespielt. Zudem habe es mindestens ideelle Unterstützung gegeben, wenn Feldversuche zerstört wurden.

In einer Stellungnahme gegenüber dem Berliner "Tagesspiegel" verwahrt sich die Organisation gegen die Kritik. "Unsere Position bleibt unverändert", so Dirk Zimmermann, Kampaigner im Bereich Nachhaltige Landwirtschaft. Es sei unklar, ob zum Beispiel Goldener Reis den Vitamin-A-Mangel überhaupt beheben könne. Mit Zerstörungen vor Ort habe die Organisation nichts zu tun, sie seien das Werk lokaler Gruppen. Damit alle Menschen Zugang zu gesunden und vielfältigen Nahrungsmitteln zu geben, müssten andere Wege beschritten werden, meint der Kampaigner.

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