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Artenschutz: Nördliches Breitmaulnashorn ausgestorben?

Südliches Breitmaulnashorn
Die nördliche Unterart des Breitmaulnashorns (Ceratotherium simum cotton) ist wohl zumindest in freier Wildbahn ausgestorben. Eine Expedition um Pete Morkel von der Zoologischen Gesellschaft Frankfurt (ZGF) konnte keine Exemplare des stattlichen Dickhäuters mehr in seinem letzten Zufluchtsgebiet im Garamba-Nationalpark im nördlichen Kongo aufspüren.

Nördliches Breitmaulnashorn | Eine wahrlich historische Aufnahme: Zwei Nördliche Breitmaulnashörner in ihrem ursprünglichen Verbreitungsgebiet im Garamba-Nationalpark im Kongo. Naturschützer konnten bei der letzten Suche keine Tiere mehr entdecken.
Zwar bestünde noch die Möglichkeit, dass ein oder zwei Tiere versteckt im Busch übersehen wurden, so Morkel, doch mache dies biologisch gesehen keinen Unterschied mehr. Damit verbleiben nur noch neun Exemplare in den Zoos von San Diego und im tschechischen Dvur Kralove – Zuchtversuche in Gefangenschaft schlugen bislang jedoch meist fehl: In den letzten zehn Jahren erblickte nur ein Junges das Licht der Welt.

Als Hauptursache des Aussterbens gilt die Wilderei, denn das Horn der Tiere erbringt auf dem Schwarzmarkt hohe Summe. Zwischenzeitlich bestand Hoffnung, die Unterart doch in freier Wildbahn zu erhalten: 1984 existierten noch 14 Nashörner im Garamba. Verstärkte Kontrollen und Anti-Wilderer-Brigaden sorgten dafür, dass sie sich bis 2003 wieder auf vierzig Individuen vermehren konnten. Die politische Instabilität im Kongo sowie im Sudan, aus dem die Wilderer zumeist stammten, ließen die illegale Jagd in den Folgejahren allerdings wieder aufblühen. Anstrengungen, verbliebene Nördliche Breitmaulnashörner aus Garamba zusammen mit jenen aus den Zoos an einen sicheren Ort in Afrika zu überführen und sie dort in freier Wildbahn zu vermehren, scheiterten an den Widerständen der kongolesischen Regierung wie der Tierparks.

Südliches Breitmaulnashorn | Ungleich besser steht dagegen das Südliche Breitmaulnashorn da: Es hat bis heute überlebt – wenngleich nur knapp. Vor rund hundert Jahren existierten nur noch 20 Individuen, heute sind es wieder 16 000.
Dadurch hätte die Subspezies durchaus gerettet werden können, wie das Beispiel ihres südlichen Verwandten Ceratotherium simum simun zeigt: Bis Ende des 19. Jahrhunderts hatten Jäger die Rasse bis auf zwanzig Tiere dezimiert. Strenger Schutz und ein Zuchtprogramm sorgten dafür, dass sich die Population wieder auf 16 000 Nashörner vermehrte. Mit dem Aussterben der nördlichen Unterart gehen deutliche Genunterschiede zum südlichen Vetter verloren, die vier Prozent des Erbguts ausmachten – eine wohl größere genetische Differenz als jene zwischen Mensch und Schimpanse. (dl)

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