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Bewerberpersönlichkeit: Personaler scheitern beim Charaktertest

Professionelle Recruiter glauben zwar, die Persönlichkeit eines Bewerbers anhand seiner Unterlagen erkennen zu können. Doch eine Studie zeigt: Meist liegen sie weit daneben.
Bewerbungsgespräch

Auch erfahrene Experten in den Personalabteilungen scheitern offenbar regelmäßig daran, die Persönlichkeit eines Bewerbers anhand von Lebenslauf und Anschreiben zu erkennen – was sie allerdings nicht davon abhalte, aus ihren falschen Einschätzungen weit reichende Schlüsse zu ziehen. Zu diesem Ergebnis kommen jetzt Forscher um Gary Burns von der Wright State University in Dayton anhand einer psychologischen Studie.

Die Wissenschaftler haben dazu über 100 Mitarbeiter von Personalabteilungen gebeten, in einem fiktiven Auswahlverfahren die Eignung von Bewerbern anhand eines zweiseitigen Bewerbungsschreibens zu ermitteln. Die Auswertung zeigte, dass vermutete Persönlichkeitsmerkmale maßgeblich die Entscheidungen über Einstellung oder Ablehnung beeinflussten.

Allerdings hatte die wahrgenommene Persönlichkeit nur wenig mit der Realität zu tun, schlussfolgerten Burns und Kollegen, nachdem sie die Angaben der Recruiter mit der tatsächlichen Persönlichkeit der Bewerber verglichen hatten, wie sie aus standardisierten Befragungen hervorgeht. Die ermittelte Persönlichkeit des Bewerbers sagte kaum etwas darüber aus, wie sich ein Personalverantwortlicher entscheiden würde.

Welche Aspekte sind die relevantesten?

In einer zweiten Studie ließen die Psychologen insgesamt 266 Freiwillige die Rolle des Mitarbeiters einer Personalabteilung spielen. Den Teilnehmern präsentierten sie Bewerbungsschreiben, in denen sie systematisch diverse Komponenten variierten – das sollte zeigen, welche Aspekte die Befragten am ehesten zur Beurteilung der Persönlichkeit heranziehen würden. Als besonders einflussreich erwiesen sich eigentlich nebensächliche Aspekte, wie zum Beispiel die Papierqualität und die allgemeine Aufmachung, die zu Einschätzungen der Gewissenhaftigkeit der Bewerber verleiteten. Wenn Bewerber Freiwilligendienste erwähnten, bescherte ihnen dies höhere Werte bei den Persönlichkeitsdimensionen Verträglichkeit und Offenheit für neue Erfahrungen. Auch Angaben über Computerkenntnisse schlugen in puncto Offenheit zu Buche.

Insgesamt beobachteten die Forscher: Je deutlicher ein Element des Anschreibens vermeintlich gute Rückschlüsse auf die Persönlichkeit zuließ, als desto relevanter wurde es von den Befragten für die Einstellungsentscheidung beurteilt.

Frühere Studien hatten schon deutlich gemacht, dass Menschen nicht sonderlich gut darin sind, die Persönlichkeit eines anderen Menschen zu charakterisieren, selbst wenn ihnen dieser einigermaßen vertraut ist. Ganz anders aber Computer: Einer speziell trainierten Software gelang es kürzlich, die Persönlichkeitsmerkmale von Menschen anhand der "Likes" bei Facebook erstaunlich genau zu bestimmen.

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