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Mango und Löwenzahn: Pflanzliche Verhütung bremst Spermien-Turbo

Chemikalien aus bekannten Arzneipflanzen hindern Spermien am Endspurt zum Ei. Der gleiche Mechanismus bewirkt auch, dass Stress die Fruchtbarkeit senkt.
Illustration von Spermien bei der Kollektivbewegung

Zwei Wirkstoffe aus traditionellen Arzneipflanzen erweisen sich als aussichtsreiche Kandidaten für neue Verhütungsmittel mit weniger Nebenwirkungen. Sie blockieren den "Turbolader" der Samenzellen, so dass die Spermien beim Endspurt zur Eizelle schlappmachen. Eine Arbeitsgruppe um Polina Lishko von der University of California in Berkeley berichtet in den "Proceedings of the National Academy of Sciences of the U.S.A." von ihrer Suche nach Chemikalien, die das für die Spermienbewegung zum Ei hin wichtige Transportmolekül CatSper bremsen. Dabei stieß sie auf die Steroide Lupeol, das unter anderem in Mango, Aloe und Löwenzahn vorkommt, und Pristimerin aus der asiatischen Dreiflügelfrucht Tripterygium wilfordii, die traditionell als verhütend gilt. Zusätzlich zeigt die Studie, dass Stresshormone eine ähnliche Wirkung haben. Das erklärt womöglich zum Teil, weshalb Stress die Fruchtbarkeit senkt.

Normalerweise werden Samenzellen in der Nähe der Eizelle hyperaktiv: Sie schwimmen so schnell wie möglich zum Ziel. Ohne diesen Endspurt ist die Befruchtung nicht möglich. Wie die Forscherinnen bereits früher herausfanden, löst das Ei selbst die Hyperaktivität aus, indem es das Hormon Progesteron ausschüttet. Das wiederum aktiviert CatSper. Dieser Kalziumtransporter sitzt im Schwanz des Spermiums und sorgt dafür, dass die Samenzelle mit aller Kraft zu paddeln beginnt.

Wie Lishka und ihre Arbeitsgruppe berichten, reduzieren Lupeol und Pristimerin die Aktivierung des Moleküls CatSper drastisch. Ohne den zusätzlichen Schub, so die Forscherinnen, seien die Spermien nicht in der Lage, das Ei zu befruchten. Die pflanzlichen Steroide werden bereits zu medizinischen und anderen Zwecken von Menschen verzehrt, so dass sie vermutlich gut verträglich sind – zusätzlich wirken sie bereits in deutlich kleineren Konzentrationen als die oft von schweren Nebenwirkungen begleitete klassische hormonelle Verhütung.

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