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Landwirtschaft: Pilzklon rottet Bananen aus

Wo Tropical Race 4 auftritt, wachsen bald keine Bananen mehr. Pathologen ergründen erst langsam die genetischen Besonderheiten des aggressiven Pilzes.
Verdorbene Bananen

Wo Tropical Race 4, kurz TR4, auftritt, wächst bald keine Banane mehr – zumindest nicht, wenn es sich um die weltweit gängige Plantagensorte Cavendish handelt: Sie liefert 95 Prozent der weltweiten Bananenexporte. Da es sich dabei auch überwiegend um Klone handelt, sind die Pflanzen besonders anfällig für Krankheitserreger wie den Pilz Fusarium oxysporum f. sp. cubense, dessen Erbgut Nadia Ordonez von der Universität Wageningen und ihr Team erstmals genauer untersucht haben. Das Pathogen hatte bereits zu Beginn des 20. Jahrhunderts in der Variante TR1 die so genannte Panamakrankheit unter Bananen ausgelöst und Plantagen der damals gängigen Sorte Gros Michel praktisch gänzlich vernichtet – diese Variante verschwand völlig vom Markt. Und Ähnliches befürchten Ordonez und Co mittlerweile ebenfalls für Cavendish, deren Anbau in vielen Ländern Asiens wegen des Pilzes schon großflächig zurückgegangen ist: Der Erreger verstopft die Wasser- und Nährstoffkanäle in den Pflanzenwurzeln, so dass die Gewächse verdorren. Da TR4 Jahrzehnte im Boden überdauert, müssen betroffene Plantagen aufgegeben werden.

Zuerst trat TR4 wohl in Taiwan in den 1960er Jahren auf, wurde aber erst 1994 zweifelsfrei identifiziert. Wohl ab den 1990er Jahren begann sich die Krankheit in Indonesien und Malaysia sowie Australien auszubreiten; 2013 wies man sie im Mittleren und Nahen Osten und womöglich auch in Afrika nach. Es ist also wohl nur eine Frage der Zeit, bis Fusarium oxysporum f. sp. cubense den Sprung nach Süd- und Mittelamerika schafft, wo der Pilz ursprünglich herkommt. Dann würde er die größten Produzenten für Exportbananen bedrohen. Die molekulargenetischen Untersuchungen der Wissenschaftler zeigen, dass sich die Pilzstämme aus den verschiedenen von TR4 betroffenen Regionen kaum unterscheiden und sich auf einen einzigen Klon zurückführen lassen, was die Forscher angesichts des großen Verbreitungsgebiet überraschte. Dies zeige, wie wenig man über TR4 bislang wisse, so Ordonez und Co. Das Pathogen verbreitet sich relativ einfach über kontaminierte Schuhe und Gerätschaften oder wird bei Überschwemmungen ausgespült und gelangt so auf weitere Plantagen. Verheerend wirkt sich vor allem das Fehlen von kommerziell interessanten Bananenvarianten aus, die resistent gegen TR4 sind. Im Gegensatz zur Plage bei Gros Michel steht heute keine Alternative bereit, die Züchter rasch anpflanzen könnten. Und da sich TR4 kaum mit Fungiziden bekämpfen lässt, sehen die Aussichten für die Südfrucht eher bescheiden aus.

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