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Planetensysteme: Planeten? - Hat doch jeder!

Vor etwa zehn Jahren war es noch eine Sensation, wenn Astronomen in den Tiefen des Weltraums Anzeichen für einen Planeten entdeckten. Damals hielt man die so genannten Exoplaneten für eine Rarität. Inzwischen stehen weit über hundert bekannte Exemplare in der Liste. Offenbar entstehen überall in der Galaxis Planeten. Selbst wenn das Zentralgestirn nicht einmal ein richtiger Stern ist.
Künstlerische Darstellung des Braunen Zwerges
Auch im Weltall gibt es Fehlstarts. Die Geburt eines Braunen Zwerges gehört sicherlich dazu. Wie bei einem Stern beginnt alles mit einer Scheibe aus Staub und Gas, deren Teilchen sich gegenseitig anziehen, verklumpen und schließlich eine riesige Kugel formen. Anders als bei einem Stern reicht die Masse jedoch nicht aus, um genügend Druck für ein dauerhaftes Wasserstoff-Fusionsfeuer im Inneren aufzubringen. Der Braune Zwerg bleibt mit der 15- bis 70-fachen Masse des Jupiters kurz vor der Zündung stecken und fristet sein Dasein als schwach glimmendes Objekt am Firmament, das selbst mit den stärksten Teleskopen kaum auszumachen ist.

Nicht genug damit, dass Braune Zwerge keine richtigen Sterne sind: Auch zu den echten Planeten kann man sie nicht rechnen. Dafür sind sie um einiges zu groß, und außerdem ziehen sie alleine ihre einsamen Bahnen durch das Weltall, anstatt einen leuchtenden Mutterstern zu umwandern. Denn schließlich hatten sie als Staub- und Gaswolke dereinst Großes vorgehabt und ganz auf eigene Faust gehandelt.

Spektrum des Braunen Zwerges | Spektrum der Braunen Zwerges, der offenbar von einer protoplanetaren Staubscheibe umgeben ist.
Diesen eigentlich viel versprechenden Anfangsbedingungen haben offenbar einige Exemplare zu verdanken, dass sie doch nicht so alleine sind, wie Wissenschaftler zunächst vermutet hatten. Manche Braunen Zwerge sind noch immer von einer Materiescheibe umgeben, aus der sich womöglich Planeten bilden könnten – einer so genannten protoplanetaren Scheibe. Ein Team von Astronomen unter der Leitung von Kevin Luhman vom Harvard-Smithsonian Center for Astrophysics hat nun den bislang kleinsten Vertreter mit protoplanetarer Scheibe entdeckt.

Mit nur rund 15 Jupitermassen ist der OTS 44 genannte Zwerg im Sternbild Chamäleon so klein, dass er scharf an der Grenze zum gewöhnlichen Planeten steht. Auch seine Temperatur von 2300 Kelvin ist ausgesprochen niedrig, sodass sich Wissenschaftler fragen, ob sie es mit einem verhinderten Stern zu tun haben, um den sich bald Planeten bilden, oder mit einem Planeten, der demnächst Monde bekommt.

Die Materiemenge um den 500 Lichtjahre entfernten Braunen Zwerg reicht nach den Messungen mit dem Infrarot-Weltraumteleskop Spitzer jedenfalls aus, um einen kleinen Gasriesen, ähnlich dem Uranus oder Neptun, zu bilden oder mehrere Gesteinsplaneten, wie Erde und Mars sind.

Womit sich natürlich sofort die Frage stellt, ob auf so einem Planeten auch Leben möglich wäre. "Wenn in so einem System Leben entsteht," so Luhman, "müsste es sich ständig an die schwindende Temperatur des Braunen Zwerges anpassen." Denn ohne Kernfusion kühlt OTS 44 allmählich aus und liefert immer weniger Wärme. "Damit es flüssiges Wasser gibt, müsste der Planet viel dichter an den Braunen Zwerg rücken als unsere Erde an die Sonne", sagt Luhman.

Derartige Spekulationen mögen etwas verfrüht sein, denn noch beherbergt OTS 44 noch kein Planetensystem in Miniaturausgabe. Aber wenn sogar Braune Zwerge von so geringer Masse über eigene Planeten verfügen können, muss deren Anzahl in der Milchstraße ungeheuer groß sein. Und damit die Chance auf Leben – irgendwo da draußen.

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