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Reflexionsnebel: Prächtiger Nebel in reflektiertem Licht

Der Russe Igor Chekalin hat einen Schatz ans Tageslicht befördert: Im Datenarchiv der Europäischen Südsternwarte spürte er Rohbilder des Reflexionsnebels Messier 78 auf und erstellte daraus eine farbenprächtige Aufnahme des atemberaubenden Himmelsobjekts.
Der Reflexionsnebel Messier 78
Gestreutes Sternlicht verleiht dem Reflexionsnebel Messier 78 im Sternbild Orion einen bläulichen Glanz. Der Nebel steht im Zentrum des hier gezeigten Bildes, das mit dem 2,2-Meter-Teleskop am La-Silla-Observatorium der Europäischen Südsternwarte ESO in Chile entstand und nun von der ESO der Öffentlichkeit präsentiert wurde. Die umgebenden Sterne beleuchten das wundersame kosmische Stillleben und halten sich dabei achtungsvoll im Hintergrund. Diese neue Aufnahme des erstaunlichen Himmelsobjekts basiert auf Daten, die der Russe Igor Chekalin im riesigen astronomischen Datenarchiv der ESO ausgrub.

Die ESO hatte interessierte Amateurastronomen auf eine Schatzsuche in ihrem ergiebigen Archiv geschickt und den Astrofotografiewettbewerb "ESO´s Hidden Treasures 2010", ESOs verborgene Schätze 2010, ausgeschrieben. Die Amateurastronomen erhielten die Gelegenheit, in den Tiefen des Datenarchivs zu schnüffeln und die gefundenen Bilder fachkundig aufzuarbeiten. Viele Stunden Arbeit investieren professionelle Bildbearbeiter, um faszinierende Himmelsaufnahmen zu zaubern, die von der ESO dann veröffentlicht werden. Die von den Teleskopen gelieferten Rohbilder in Schwarzweiß werden erst durch eine sorgfältige Nachbearbeitung zu farbenfrohen Bildern, die sich für die Veröffentlichung eignen. Vor diese anspruchsvolle Aufgabe sahen sich die Teilnehmer des Astrofotografiewettbewerbs gestellt.

Verborgener Schatz ans Tageslicht gebracht

Igor Chekalin hat seinen entdeckten Schatz, den Reflexionsnebel Messier 78, gekonnt nachbearbeitet und ein künstlerisches Händchen bewiesen. Seine ausgezeichneten Fähigkeiten in der Kunst der digitalen Bildbearbeitung trugen ihm den ersten Preis des Wettbewerbs ein. Er gewann für seine Version des Bildes eine Reise zum Paranal-Observatorium der ESO in Chile, wo er das Very Large Telescope besichtigen darf. Unabhängig von Chekalin haben nun auch die Bildbearbeitungsexperten der ESO die Rohdaten in höchstmöglicher Auflösung aufbereitet. Das dabei entstandene und hier präsentierte Bild setzt sich aus vielen Einzelbildern zusammen, die in Schwarzweiß mit verschiedenen farbigen Filtern gewonnen wurden.

Messier 78 liegt 1600 Lichtjahre entfernt im Sternbild Orion oberhalb des linken Gürtelsterns des Himmelsjägers. Er gilt als Paradebeispiel für andere Reflexionsnebel. Die im Bild erkennbaren bläulichen Schattierungen sind typisch für Reflexionsnebel: An den kleinen Staubpartikeln in der Nebelwolke streuen die Lichtstrahlen der Sterne. Der blaue Glanz entsteht, weil Licht mit kleineren Wellenlängen, also blaues Licht, effektiver gestreut wird als rotes Licht, dessen Wellenlängen größer sind.

Ein dichtes Band aus Staub durchzieht die Aufnahme von links oben nach rechts unten und verdunkelt den Himmelshintergrund. In der rechten unteren Bildecke sind merkwürdige rosafarbene Strukturen erkennbar. Sie zeugen von Materieströmen, die von frisch geborenen, noch in dichten Staubwolken verborgenen Sternen ausgehen. Wesentliche Energielieferanten für das System von Messier 78 sind zwei helle Sterne, HD 38563A und HD 38563B. Der Nebel beherbergt aber noch viel mehr Sterne, darunter 45 massearme junge Sterne, die weniger als zehn Millionen Jahre alt sind. Im Inneren dieser so genannten T-Tauri-Sterne ist die Temperatur noch so tief, dass kein Wasserstoffbrennen stattfindet. Untersuchungen von T-Tauri-Sternen tragen zum Verständnis der ersten Stadien der Sternentstehung und der Bildung von Planetensystemen bei.

Innerhalb der letzten zehn Jahre hat sich der Nebelkomplex von Messier 78 deutlich verändert. Die am unteren Bildrand sichtbare fächerförmige Erscheinung war im Februar 2004 vom erfahrenen Amateurastronomen Jay McNeil entdeckt worden. Sie taucht an einer Stelle auf, wo auf früheren Bildern meist nichts zu sehen war. Das helle Objekt ist mittlerweile als stark veränderlicher Reflexionsnebel um einen jungen Stern identifiziert worden und nun bekannt als "McNeils Nebel".

Rahel Heule

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  • Quellen
Bildveröffentlichung der ESO vom 16. Februar 2011

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