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Stonehenge: Prozessionsweg spricht für höheres Alter von Stonehenge

Prozessionsweg spricht für höheres Alter von Stonehenge

Dass Stonehenge in eine weitläufige rituelle Landschaft eingebettet war, bestätigte sich nicht zuletzt 2010, als Forscher in unmittelbarer Nachbarschaft zu dem steinernen Monument auf Beweise für ein hölzernes Pendant stießen. Nun entdeckten Archäologen auf einer nah gelegenen Wallanlage, die mit rund 5500 Jahren ein halbes Jahrtausend älter ist als die früheste bekannte Phase von Stonehenge, Hinweise auf einen Prozessionsweg. Mit Hilfe eines Bodenradars lokalisierten sie zwei Erdgruben, die ihrer Ansicht nach den Anfang und das Ende dieses Wegs kennzeichneten und auf den Lauf der Sonne abgestimmt waren. Zur Überraschung der Forscher stehen sie jedoch auch mit einem Monolithen von Stonehenge in Einklang und legen somit ein höheres Alter der berühmten Ringanlage nahe.

Der Cursus ... | ... erstreckt sich auf einer Länge von 2,5 Kilometern nördlich von Stonehenge. Auf dem Erdwall entdeckten die Archäologen mittels geophysikalischer Untersuchungen nicht nur die beiden markanten Gruben, sondern in dessen Mitte auch eine Lücke. Womöglich befand sich dort der Eingang.

Die beiden Gruben befinden sich auf dem so genannten Cursus, einem zirka 100 Meter breiten und zweieinhalb Kilometer langen Erdwall, der rund 800 Meter nördlich von Stonehenge in Ost-West-Richtung aufgeschüttet wurde. Bereits 2008 konnten Forscher die Entstehung des Erdwerks auf die Zeit um 3500 v. Chr. bestimmen – die erste bekannte Anlage von Stonehenge wird bisher um 3000 v. Chr. datiert. Wie nun Vince Gaffney von der University of Birmingham und Wolfgang Neubauer vom Ludwig Boltzmann Institut für Archäologische Prospektion und Virtuelle Archäologie in Wien vermuten, nahmen die großen Gruben auf dem Cursus Steine oder Holzpfosten auf – denkbar wäre auch, dass darin Feuer entzündet wurden.

Bedeutsam ist jedoch deren Position: Sie liegen offenbar auf einer Flucht mit dem so genannten Heel Stone am Eingang von Stonehenge und markieren die Punkte, an denen am Tag der Sommersonnenwende die Sonne auf- beziehungsweise untergeht. "Es scheint, als seien die Monumente in der Umgebung durch Riten mit Stonehenge verknüpft gewesen," so Gaffney. Daraus ergäbe sich auch, dass Stonehenge mindestens 500 Jahre früher als bislang angenommen kultisch genutzt wurde.

Die roten Linien ... | ... kennzeichnen die Sichtachsen zwischen den Gruben und dem Heel Stone am Eingang von Stonehenge.

Weiter nimmt der Forscher an, dass Prozessionen innerhalb des Cursus umherzogen. "Diese brachen bei Sonnenaufgang an der östlichen Grube auf, folgten dem Lauf der Sonne und erreichten bei Sonnenuntergang die westliche Grube". Vom Heel Stone aus hätte man die gesamte Zeremonie beobachten können.

Den jüngsten Forschungsergebnissen zufolge bestand die älteste Phase von Stonehenge aus einem kreisrunden Graben mit einem Durchmesser von 55 bis 60 Metern. Später richtete man im Nordosten einen Zugang ein, wo dann zwischen 2440 und 2100 v. Chr. im Zuge der Erbauung des Steinkreises auch der Heel Stone aufgestellt wurde. Vom Mittelpunkt der Anlage aus gesehen, ließ sich zwischen ihm und einem heute verlorenen Gegenstück – genau zur Zeit der Sommersonnenwende – der Sonnenaufgang beobachten auf. (ks)

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