Direkt zum Inhalt

News: Reduzierte Kalorienzufuhr verlangsamt den Alterungsprozeß bei Affen

Was seit den 30er Jahren bei Nagetieren schon Dutzende Male bewiesen wurde, können die Wissenschaftler bald auch an Primaten belegen: Eine drastische Reduzierung der täglich aufzunehmenden Kalorien kann den Alterungsprozeß stark verlangsamen. Auch eine geringere Anfälligkeit für Herzversagen, Diabetes oder Krebs ist nachweisbar. Die zugrunde liegenden Mechanismen sind den Wissenschaftlern allerdings weiterhin unklar.
Auf dem Treffen der Society of Toxicology vom 26. bis 28. Oktober 1998 in Reston (Virginia) präsentierten drei Forschergruppen ihre Ergebnisse aus Versuchen mit Rhesusaffen. Diejenigen Tiere, die mit einer stark kalorienreduzierten Diät ernährt wurden, sind demnach weit weniger anfällig für Krankheiten, die mit dem Alterungsprozeß zusammenhängen als ihre wohlgenährten und manchmal auch relativ schlanken Artgenossen.

Die drei Forscherteams fütterten den Tieren nur spärliche Rationen, die jedoch deutlich über der Hungergrenze lagen. Das Team unter der Leitung von R. Weindruch von der University of Wisconsin, Madison, sowie die Gruppe unter der Leitung von Mark Lane vom Gerontology Research Center am National Institute of Aging, Baltimore, gab den Affen 30 Prozent weniger Kalorien als den Kontrollgruppen zu fressen, reicherte ihre Diät aber gleichzeitig mit Vitaminen und Mineralstoffen an. Die Forschergruppe unter der Leitung von B. Caleen Hansen von der University of Maryland, Baltimore, schränkte die Nahrung der Affen so ein, daß die Tiere nicht schwerer werden konnten, als sie es im jungen Erwachsenenalter waren. In allen drei Studien wiesen diejenigen Affen, die eine kalorienarme Diät erhalten hatten, bessere Werte als die entsprechenden Kontrollgruppen auf, zum Beispiel geringere Blutfettwerte und eine geringere Anfälligkeit für Arthritis- oder Krebserkrankungen. Auch schienen die Affen keineswegs Hunger zu empfinden.

Warum eine eingeschränkte Kalorienaufnahme derartige Auswirkungen nach sich zieht, ist aber weiter umstritten. R. Weindruch und sein Team von der University of Wisconsin meinen, eine mögliche Erklärung sei, daß die Produktion von gewebeschädigenden freien Sauerstoffradikalen, die als Nebenprodukt des Stoffwechsels auftreten, durch die eingeschränkte Nahrungsaufnahme verringert wird. Dieser oxidative Schaden führt zu Muskelschwund, der wiederum die im fortgeschrittenen Alter häufig auftretende Gebrechlichkeit hervorruft.

Noch können die Wissenschaftler nicht sagen, ob die Ergebnisse bei Affen vergleichbar sind mit den Resultaten, die bei Nagetieren beobachtet wurden. Hielt man diese knapp an der Hungergrenze, lebten sie bis zu 40 Prozent länger als ihre normal gefütterten Artgenossen. Und selbst wenn Affen durch kalorienreduzierte Nahrung tatsächlich länger leben, heißt das noch lange nicht, daß das auch für Menschen gelten muß – oder daß die Aussicht, hungrig herumzulaufen, die Menschen begeistern würde. Dennoch hoffen die Forscher, daß aus den Versuchsergebnissen Schlüsse gezogen werden können, warum eine reduzierte Kalorienzufuhr nützlich ist. Diese Informationen könnten verwendet werden, um Medikamente und Strategien zu entwickeln, die das Altern beim Menschen verzögerten.

Mark Lane sagte, für ihn seien die Forschungsergebnisse der Primaten äußerst faszinierende erste Ergebnisse, aber er sei noch lange nicht an dem Punkt angekommen, wo er aufspringen und laut ausrufen könnte: "Hurra, es klappt!"

Schreiben Sie uns!

Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.

  • Quellen

Partnerinhalte

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.