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Ökosystem der Tiefsee: Riesenkrake frisst Quallen - und jagt mit ihren Waffen?

Aus einem Tauchboot heraus erspähten Forscher Riesenkraken in der Tiefsee, die sich große, kaum nahrhafte und schwer bewaffnete Quallen schnappen. Was tun die da bloß?
Futter für Kraken: Die Qualle Phacellophora camtschatica

Eine Überraschung haben Forscher auf Tiefsee-Tauchfahrt erlebt, die sich auf die Suche nach den Ernährungsgewohnheiten des siebenarmigen Riesenkraken Haliphron atlanticus gemacht haben: Das Tier verspeist gerne gewaltige Medusen wie etwa die Eidotterqualle Phacellophora camtschatica. Damit reiht er sich in den recht kleinen, aber wachsenden Kreis von Räubern ein, die sich nachweislich an den zum großen Teil nur aus Wasser bestehenden Nesseltieren delektieren. Als Beute erscheinen die Quallen eigentlich ungeeignet: So warten sie bei geringem Nährwert mit unangenehm giftigen Nesselzellen zur Selbstverteidigung auf.

Siebenarmiger Riesenkrake | Der "Septipus" Haliphron atlanticus ist einer der beiden größten Kraken: Er wird sicher bis zu vier Metern lang. In der Tiefsee ernährt er sich von allem, was er bekommen kann – überraschenderweise auch von großen Quallen, die er dann womöglich sogar als Nesselgiftwaffe bei der Jagd zweitverwertet.

Die Nahrungsnetze der Tiefsee sind allerdings offenbar noch unzureichend untersucht, wie die Forscher schon 2013 im Pazifik von U-Booten aus beobachten konnten: Sie erspähten gleich dreimal Exemplare von Haliphron atlanticus, die ganze Quallen oder Reste davon in ihren Tentakeln haltend durchs Meer zogen – wobei regelmäßig etwa die Fortpflanzungsorgane der Beute bereits fehlten. Diese vergleichsweise nährstoffhaltigen Partien waren wohl schon im Maul des Kraken verschwunden.

Der Krake in der Tiefsee

Diese Speisevorliebe bestätigte auch eine spätere Obduktion einzelner Tiere an Land: In ihrem Magen fanden sich tatsächlich Reste von verspeisten Quallen. Offenbar nutzen die cleveren Kraken die Reste ihrer Beute aber noch weiter, spekulieren die Forscher nach der Beobachtung der merkwürdigen Art und Weise, mit der sie in der Tiefsee ihre tote Restbeute ausdauernd in Schwimmrichtung voraus herumtrugen. Vielleicht, so die Idee, nutzen sie die mit Nesselzellen gespickten Quallententakel als Kleptocnidien eines provisorischen Giftfangnetzes, in dem sie weitere Beute fangen? Auf ähnliche Weise scheinen nach anekdotischen Berichten zumindest zwei andere Kraken zu agieren. Der bis zu vier Meter lange Haliphron atlanticus würde so jedenfalls zu einem Bindeglied im ökologischen Kreislauf: Er wird selbst oft von Haien, großen Raubfischen und Pottwalen verputzt und speist dabei sekundär die Quallen ins Nahrungsnetz der Tiefsee ein.

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