Direkt zum Inhalt

Exoplaneten: Ein Riese umkreist einen Zwerg

Der rote Zwergstern NGTS-1 im Sternbild Taube wird von einem Planeten von annähernd der Größe und Masse von Jupiter umrundet. Dies ist eine seltene Paarung, denn meist finden sich um solche Zwergsterne Felsplaneten von etwa der Größe und Masse der Erde.
Der Planet NGTS-1 im Umlauf um sein Zentralgestirn (künstlerische Darstellung)

Im südlichen Sternbilds Taube (lateinisch: Columba) befindet sich rund 730 Lichtjahre von uns entfernt der rote Zwergstern NGTS-1. Dies wäre weiter nichts Besonderes, würde dieser nicht von einem ungewöhnlich großen und massereichen Planeten in sehr geringem Abstand umrundet. Der Begleiter mit der Bezeichnung NGTS-1b hat den 1,3-fachen Durchmesser von Jupiter und erreicht rund 80 Prozent von dessen Masse. Wie Jupiter ist NGTS-1b ein Gasriese ohne feste Oberfläche. Er gehört zum Typ der "heißen Jupiter", das heißt, er umrundet sein Zentralgestirn in sehr geringem Abstand. Für einen Umlauf benötigt der Planet nur 2,65 Tage, an seiner Oberfläche ist er im Mittel rund 520 Grad Celsius heiß. Somit ist er für Leben, wie wir es kennen, ungeeignet.

Der Planet NGTS-1 im Umlauf um sein Zentralgestirn | Im Sternbild Taube, rund 730 Lichtjahre von der Erde entfernt, befindet sich der rote Zwergstern NGTS-1, der von einem Riesenplaneten vom Jupitertyp in geringem Abstand umrundet wird (künstlerische Darstellung). Der Planet NGTS-1b erreicht den 1,33-fachen Durchmesser von Jupiter und weist etwa 80 Prozent von dessen Masse auf.

Entdeckt wurde NGTS-1 mit dem Teleskopverbund "Next-Generation Transit Survey", der sich auf dem Cerro Paranal in Chile befindet. Der NGTS besteht aus zwölf 20-Zentimeter-Spiegelteleskopen, die von Chile aus mehrere hunderttausend relativ helle Sterne nach Anzeichen periodischer Helligkeitsveränderungen durchmustern. NGTS-1 war der erste Stern, bei dem der Teleskopverbund einen Exoplaneten fand, der von uns aus gesehen vor seinem Stern vorbeizieht und dabei periodisch dessen Licht geringfügig abschwächt.

Das Ungewöhnliche an diesem Sternsystem ist die schiere Größe des Planeten im Vergleich zu seinem Zentralgestirn. Der Stern weist rund 58 Prozent des Durchmessers unserer Sonne auf und enthält rund 62 Prozent ihrer Masse. In den meisten bisher beobachteten Fällen werden Rote Zwerge eher von massearmen Felsplaneten umrundet, deren Größen und Massen der Erde ähneln. Bislang sind nur zwei weitere Rote Zwerge bekannt, bei denen Riesenplaneten entdeckt wurden; das System NGTS-1 enthält jedoch den bislang massereichsten.

Die Forscher um Daniel Bayliss am Observatorium der Universität Genf gehen davon aus, dass sich der Planet NGTS-1b nicht dort befindet, wo er einstmals entstand. Kurz nach der Entstehung war der Rote Zwerg noch von einer dichten Scheibe aus Gas und Staub sowie größeren Brocken umgeben, mit welcher der neu entstandene Planet in gravitative Wechselwirkung geriet. Damit verlor er Bewegungsenergie und rückte immer näher an sein Zentralgestirn heran, bis er schließlich in einer engen Umlaufbahn angelangt war.

Schreiben Sie uns!

Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.

  • Quellen
Originalarbeit: Bayliss, D. et al., Monthly Notices of the Royal Astronomical Society, arXiv:1710.11099v1, 2017

Partnerinhalte

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.