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News: Schattenspiele

Wo endet unser Körper? An den äußersten Finger- und Zehenspitzen, oder gehört unser Schatten auch noch dazu? Für unser Gehirn fällt die Antwort eindeutig aus.
Schatten
Nur ein Lucky Luke, jener Anti-Held, den der Zeichner Morris alias Maurice de Bevere ersonnen hatte, schaffte es, schneller als sein Schatten zu schießen. Uns Normalsterblichen fällt es dagegen deutlich schwerer, sich von diesem Teil unseres Selbst zu lösen und über den eigenen Schatten zu springen – gehört das Abbild unseres Körpers doch irgendwie untrennbar zu uns.

Doch wie interpretiert das Gehirn den eigenen Körperschatten? Als Außenwelt oder als integralen Bestandteil des Körpers? Francesco Pavani und Umberto Castiello von der Universität Trient wollten es genauer wissen. Zehn Probanden ließen sich daher auf Schattenspiele mit den Wissenschaftlern ein.

Zunächst sollten die Versuchspersonen möglichst schnell per Fußpedal entscheiden, ob sie einen Berührungsreiz an der Spitze ihres Zeigefingers oder ihres Daumens spürten. Wie bereits bei früheren Experimenten, ließen sich die Versuchspersonen hierbei von gleichzeitigen Lichtblitzen in unmittelbarer Nähe der Finger irritieren, musste das Gehirn doch dann zwei Reize aus derselben Körperregion gleichzeitig verarbeiten. Die Reaktionszeit verlängerte sich entsprechend.

Interessant wurde es im nächsten Experiment. Jetzt fiel der störende Lichtblitz nicht auf die Fingerspitzen, sondern lediglich auf deren Schatten. Das Ergebnis war jedoch gleich: Die Versuchspersonen reagierten im Schnitt innerhalb von 72 Millisekunden – und damit um ein Drittel länger als im Kontrollexperiment ohne irritierende Lichtblitze.

Das Gehirn interpretiert offensichtlich den Schatten als Teil des Körpers – wobei es der richtige Schatten sein muss, wie weitere Tests bewiesen: Trugen die Versuchspersonen einen Handschuh, der einen veränderten Schatten warf, zeigten die Lichtblitze keinen störenden Effekt. Und auch der aufgezeichnete Schattenwurf einer Hand blieb wirkungslos.

Der Schatten ist demnach nicht nur physikalisch, sondern auch neurobiologisch fest mit unserem Körper verbunden. Nur ein Lucky Luke vermag sich mit bewährter Lässigkeit darüber hinwegzusetzen.

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