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In freier Wildbahn: Schimpansen werden überraschend alt

Wo die Bedingungen stimmen, haben Schimpansen auch in der Wildnis eine vergleichsweise hohe Lebenserwartung. Das zeigt der Blick auf einen »paradiesischen« Lebensraum.
Alter Schimpanse

Die Lebenserwartung von Schimpansen ist offenbar nicht zwangsläufig geringer als die von Homo sapiens: Leben die Tiere unter günstigen Bedingungen, kann ihre Lebenserwartung bei Geburt über 30 Jahre betragen – damit liege sie in dem Rahmen, den man auch schon für ursprünglich lebende Jäger-und-Sammler-Gruppen ermittelt habe, meinen Forscher um Brian Wood von der Yale University in New Haven.

Die Wissenschaftler hatten seit 1995 die ungewöhnlich große Schimpansengruppe in Ngogo beobachtet, einer Forschungsstation im Kibale-Nationalpark in Uganda. Der Ort muss für die Affen geradezu paradiesische Lebensumstände bieten, denn zum einen fehlen hier große Raubtiere wie Leoparden und zum anderen ist das Nahrungsangebot dank vieler Feigenbäume durchgängig gut. Dass die Nahrungsversorgung bei der Lebenserwartung eine wichtige Rolle spielt, habe der Vergleich mit anderen Gruppen gezeigt. Denn im benachbarten Kanyawara fehlten zwar ebenfalls die Leoparden, aber eben auch ergiebige Futterquellen. Hier liege die Lebenserwartung mit ungefähr 17 Jahren deutlich niedriger.

Es sei lange angenommen worden, dass es extreme Unterschiede in der Lebenserwartung zwischen wild lebenden Schimpansen und Menschen gebe, meint David Watts von der Yale University, ein Koautor der Studie. Tatsächlich unterscheiden sich beide Spezies erheblich im Maximalalter, das die einzelnen Mitglieder erreichen, nicht aber in der Lebenserwartung bei Geburt, in die ebenfalls alle jünger gestorbenen Individuen eingerechnet werden – sie sinkt vor allem durch eine hohe Kindersterblichkeit stark ab. Für Menschen aus traditionell lebenden Kulturen sind Werte zwischen 27 und 37 Jahren dokumentiert. Die Ngogo-Gruppe ähnele in der Verteilung der Sterbealter sogar eher diesen menschlichen Gemeinschaften als anderen Artgenossen, erklärt Watts.

Allerdings haben Primatenforscher schon öfter beobachten müssen, dass die Lebenserwartung einer Gruppe großen Schwankungen unterworfen ist: Eingeschleppte Infektionskrankheiten können die Verbände immer wieder stark ausdünnen. Die Ngogo-Schimpansen blieben jedoch während des Beobachtungszeitraums von einem solchen Massensterben verschont.

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