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Klimawandel: Spanien und Portugal sind so trocken wie seit 1200 Jahren nicht mehr

Seit etwa 1850 verhält sich das Azorenhoch merkwürdig. Immer öfter wird es extrem groß – und lenkt den wichtigen Winterregen von der Iberischen Halbinsel weg.
Der Almendra-Stausee in Spanien enthielt im Winter 2021/2022 nur noch rund ein Drittel seiner normalen Wassermenge.
Der Almendra-Stausee in Spanien enthielt im Winter 2021/2022 nur noch rund ein Drittel seiner normalen Wassermenge.

Die Iberische Halbinsel erlebt derzeit ihre schlimmste Trockenheit seit 1200 Jahren, und die Ursache ist nahezu sicher der Klimawandel. Das berichtet jetzt eine Arbeitsgruppe um Caroline C. Ummenhofer von der Woods Hole Oceanographic Institution anhand von Beobachtungsdaten und Klimamodellen. Wie das Team in der Fachzeitschrift »Nature Geoscience« schreibt, geht der anhaltende Regenmangel auf das Azorenhoch zurück, eine dauerhafte Hochdruckzone über dem Nordatlantik, die das Wetter in Europa stark beeinflusst. Dieses war in den letzten 250 Jahren immer häufiger im Winter besonders groß und lenkt dadurch die Winterregen von Spanien und Portugal fort.

Das Azorenhoch ist einer der Faktoren, die die Zugbahn von Tiefdruckgebieten über dem Nordatlantik steuern. Im Sommer ist sein Zentrum eher bei den Bermudas, im Winter liegt es eher im Westatlantik bei den Azoren. Unter normalen Bedingungen können die winterlichen Tiefdruckgebiete, die Spanien und Portugal das meiste Wasser liefern, nördlich an diesem Hochdruckkern zur Iberischen Halbinsel vorbeiziehen. Ist das Hoch dagegen besonders groß, lenkt es die Regenfälle nach Nordeuropa und Skandinavien ab. Laut den Modellen reduziert ein übergroßes Azorenhoch die Niederschläge um etwa ein Drittel.

Tropfsteindaten aus Höhlen zeigen tatsächlich, dass solche Jahre in der Region ungewöhnlich trocken sind. Die Analysen und Klimasimulationen des Teams deuten darauf hin, dass genau das in den letzten 250 Jahren öfter und öfter passiert. Die Modelle legen nahe, dass es eine vergleichbare Situation seit mindestens 1200 Jahren nicht gab – wenn nicht sogar länger. Vor 1850, also während des vom Menschen weitgehend unbeeinflussten Holozän-Klimas, traten solche übergroßen Azorenhochs demnach nämlich etwa einmal in zehn Jahren auf. Im Jahrhundert danach war es dann alle sieben Jahre so, seit 1980 alle vier Jahre.

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