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Archäologischer Fund: Schon vor 7000 Jahren aßen Menschen Käse

7000 Jahre altes Käsesieb

Sie sehen aus wie moderne Käsesiebe und wurden offenbar auch genau so verwendet: Die durchlöcherten Keramikgefäße, die bei Ausgrabungen in Polen entdeckt worden waren, gelten schon seit dreißig Jahren als Zeugnisse einer frühen Milchwirtschaft. Doch hätten sie ebenso gut auch allen möglichen anderen Verwendungszwecken dienen können.

Urtümliches Käsesieb | Die durchlöcherten Gefäße dienten wohl dem Trennen von Molke und dem eiweißreichen, klumpigen Bruch. Dazu musste die Milch zunächst dickgelegt werden, nach Abtrennung der Flüssigkeit blieb eine Art Frischkäse, der anschließend womöglich weiter verfeinert wurde.

Dass sie tatsächlich zur Trennung von Käsemolke und -bruch verwendet wurden, konnte erst jetzt ein britisch-amerikanisch-polnisches Forscherteam mit chemischen Analysen belegen. Die 7000 Jahre alten Gefäßbruchstücke stellen somit den bislang ältesten eindeutigen Beleg für Käseherstellung dar. Das Team um Richard Evershed von der University of Bristol studierte organische Überreste, die noch in der ungebrannten Keramik vorhanden waren. Dabei stießen sie auf einen hohen Anteil von Milchfetten.

Bereits zuvor waren die Forscher in Anatolien, wo die europäische Viehhaltung ihren Ausgang nahm, auf Behälter aufmerksam geworden, die einstmals Milch enthielten. Allerdings handelte es sich dabei um Gefäße, die anders als die Siebe noch nicht eindeutig mit einem typischen Verarbeitungsschritt in Verbindung gebracht werden konnten. Trotzdem könnte die Käseherstellung noch älter sein als die polnischen Keramikfunde jetzt nahelegen.

Die nahrhafte Milch ihrer Haustiere war wohl eine willkommene Nahrungsergänzung für die neolithische Bevölkerung Europas. Allerdings waren die frühen Bauern noch überwiegend laktoseintolerant, wie Genuntersuchungen zeigten. Käse bietet sich daher als Produkt an, das nicht nur haltbarer ist, sondern auch bekömmlicher, da die Laktose im Lauf des Prozesses zu großen Teilen aus der Milch entfernt wird.

Zerscherbtes Sieb | Von den einst rund- oder spitzbodigen Gefäßen blieben nur Scherben übrig. Die Gerätschaften kamen bei verschiedenen Ausgrabungen ans Tageslicht, bei denen Siedlungsplätze entlang der Weichsel untersucht wurden.

Die Wissenschaftler hatten sich für ihre Studie 50 Fragmente von 34 Käsesieben vorgenommen, die in der polnischen Region Kujawien in verschiedenen Siedlungen der so genannten Linearbandkeramik gefunden wurden. Diese Kultur begann sich ab etwa 5500 v. Chr. über große Teile Europas auszubreiten. Ihre Angehörigen waren Bauern, die von Vieh- und Felderwirtschaft lebten.

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