Mondforschung: Schrumpfte der Mond um 100 Meter?
Schon in den frühen 1970er Jahren waren derartige Verwerfungen auf den Bildern der großfomatigen "Apollo Panoramic Cameras" aufgefallen, die etwa 20 Prozent der Mondoberfläche in der Nähe des Äquators erfassten. Da solche Bilder für die restliche Oberfläche fehlten – die Apollo-Missionen hielten sich stets in Äquatornähe auf – war unbekannt, wie weit verbreitet diese Strukturen sind.
Bei den lappenförmigen Böschungen wurde die Oberfläche gestaucht, so dass sie sich teilweise zu rundlichen unregelmäßigen Gebilden zusammenschob. Manchmal wurden dabei vorhandene kleine Einschlagkrater einfach zur Hälfte überschoben. Da nur wenige Einschlagkrater die lappenförmigen Böschungen überlagern, schließen die Forscher daraus, dass sie für Mondverhältnisse recht jung sind, wahrscheinlich weniger als eine Milliarde Jahre. Die meisten Formationen auf dem Mond sind dagegen mehr als drei Milliarden Jahre alt.
Um das weitverbreitete Vorkommen der lappenförmigen Böschungen zu erklären, vermuten die Forscher, dass der Radius des gesamten Mondes um etwa hundert Meter schrumpfte, als tieferliegende Bereiche im Mondinneren auskühlten und sich dabei zusammenzogen. Ähnliche Hinweise auf eine Schrumpfung eines gesamten Himmelskörpers finden sich auf dem sonnennächsten Planeten Merkur und auch auf dem Saturnmond Titan (wir berichteten).
Im Falle von Merkur hat sich die Oberfläche in manchen Regionen um bis zu zwei Kilometer gegeneinander verschoben, als sich die Kruste aufgrund der Volumenabnahme des Planeteninneren wie die Haut eines vertrocknenden Apfels in Runzeln legte. Dabei schrumpfte der gesamte Planet um zwei bis vier Kilometer.
Tilmann Althaus
Originalarbeit: Watters, T. R. et al.: Evidence of Recent Thrust Faulting on the Moon Revealed by the Lunar Reconnaissance Orbiter Camera. Science 329, S. 936 – 940. 2010.
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