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Ausgrabung in Römerkastell: Schuhe über Schuhe über Schuhe

Alles Überflüssige blieb zurück, nun freuen sich Archäologen über einen Querschnitt antiker Fußbekleidung. Und die wirkt mitunter erstaunlich modern.
Schuhe aus dem römischen Vindolanda

Grabungen im nordenglischen Kastell Vindolanda, einem einst wichtigen Stützpunkt der römischen Truppen in der Nähe des Hadrianswalls, haben schon erstaunliche Funde zum Vorschein gebracht. Bekannt sind vor allem Schreibtäfelchen, die einen Einblick in die alltägliche Korrespondenz der Römer geben. Bei der diesjährigen Kampagne bargen Forscher allerdings einen Schatz aus der Erde, mit dem keiner gerechnet hatte: exakt 421 Schuhe aller Art.

Wie das Grabungsteam von der privaten Stiftung Vindolanda Trust erklärt, wurde das Kastell zeitweise aufgelöst. Offenbar um nicht zu viel tragen zu müssen, entledigten sich die abreisenden römischen Familien aller entbehrlichen Gegenstände: Abgesehen von Abfall, Keramik und Leder landeten auch jede Menge Ersatzschuhe in einem Verteidigungsgraben. Daneben fanden die Archäologen die Skelette von Hunden und Katzen. Der Inhalt der tiefen Gräben in feuchtem Erdreich wurde konserviert, weil sie kurz darauf beim Bau einer Nachfolgeanlage verfüllt wurden.

Kinderschuh aus dem 3. Jahrhundert | Die Ähnlichkeit des Schuhs mit einem beliebten Fußballschuh von Adidas ist nicht zu verkennen.

Diesem Zufall ist es zu verdanken, dass die Vindolanda-Archäologen nun im Besitz der größten römischen Schuhsammlung des Imperiums sind. Die 421 Schuhe böten einen Querschnitt der Mode im Jahr 212 n. Chr., schreiben die Forscher. Neben einfachem Schuhwerk finden sich fein gearbeitete Fußbekleidung für die Dame, Stiefel für Jung und Alt sowie ein Kindermodell, das den modernen Adidas "Predator" hellsichtig vorwegzunehmen scheint.

Mit einigen hundert Mann Besatzung inklusive Familien zählte das Kastell in Vindolanda zu diesem Zeitpunkt eher zu den kleineren seiner Art. Die Befestigungsanlagen waren hingegen massiv ausgebaut. Eine Rebellion britischer Stämme gegen das Römische Reich führte zu kriegerischen Auseinandersetzungen und war wohl Anlass für den Bau eines steinernen Forts an Stelle älterer Holzbauten. Als der Feldzug dann im Jahr 212 endete, wurde die kleine Anlage aufgegeben. Später erhielt Vindolanda dann seine Bedeutung als zentraler Armeestützpunkt.

Einiges Kopfzerbrechen bereitet es nun dem auf Spenden angewiesenem Vindolanda Trust, wie es die Schuhe einer ordnungsgemäßen Konservierung zuführen soll. Die finanziellen Belastungen seien beträchtlich, weshalb Fans römischen Schuhwerks nun eine Art Patenschaft für einen Schuh übernehmen könnten: Unter vindolanda.com/conserve-a-shoe sind Sie mit 80 Pfund dabei.

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