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Schweizer Alpen: Klimawandel erzeugt jedes Jahr 18 neue Gletscherseen

Die rasante Gletscherschmelze lässt sich an einem eindrücklichen Phänomen sichtbar machen: Überall in den Schweizer Alpen entstehen derzeit neue Gletscherseen.
Der Große Rohnegletscher im Schweizer Kanton Valais

Durch die Gletscherschmelze entstanden in der Schweiz allein innerhalb von zehn Jahren 180 neue Gletscherseen. Sie entstehen, weil sich die Gletscher immer weiter zurückziehen. »Ein sichtbarer Beweis für den Klimawandel in den Alpen«, schreibt das schweizerische Wasserforschungsinstitut (Eawag) am Montag dazu.

Das Institut hat erstmals ein Inventar sämtlicher Gletscherseen angelegt, die seit dem Ende der so genannten Kleinen Eiszeit um 1850 entstanden sind. Zu diesem Zeitpunkt hatten die Alpengletscher ihre größte Ausdehnung der Neuzeit. In den Jahren danach stieg die jährlich neu hinzukommende Fläche der Gletscherseen zunächst langsam an. In den ersten 100 Jahren betrug sie kaum 20 000 Quadratmeter oder zwei Hektar pro Jahr. Nach dem Zweiten Weltkrieg bis 2006 wuchs sie pro Jahr um rund 50 000 Quadratmeter oder fünf Hektar. In den jüngsten Studienjahren 2006 bis 2016 verdreifachte sich dann die Zuwachsrate: Die Wasserfläche wuchs in diesen zehn Jahren jedes Jahr um rund 150 000 Quadratmeter oder 15 Hektar.

Details dazu veröffentlichte das Team um Daniel Odermatt im Fachmagazin »Earth Surface Processes and Landforms«. Die Liste umfasst insgesamt 1200 Seen, von denen 187 meist durch die Sedimente, die die Gletscher transportieren, wieder aufgefüllt wurden und verschwunden sind. 2016 betrug die Fläche aller bestehenden Gletscherseen etwa 620 Hektar. Odermatt und Team stützen sich bei ihrer Auswertung vor allem auf Luftbildaufnahmen, aber auch historische naturkundliche Beschreibungen.

»Wir waren überrascht von der schieren Anzahl einerseits und der deutlich beschleunigten Bildung andererseits«, sagte Projektleiter Daniel Odermatt. Die Wissenschaftler haben alte Aufzeichnungen, die in die Mitte des 19. Jahrhundert zurückreichen sowie Luftaufnahmen, die seit Mitte des 20. Jahrhunderts existieren, ausgewertet.

Einer der bekanntesten ist der See in 2800 Meter Höhe auf dem Eis des Plaine-Morte-Gletschers oberhalb von Lenk in den Berner Alpen, wie Odermatt sagte. Er füllt sich im Frühjahr mit Schmelzwasser, das im Spätsommer über einen Bach abläuft. Um plötzliche Entleerungen mit Flutwellen zu verhindern und Ortschaften zu schützen, wurde dort inzwischen ein Kanal zum Ableiten des Wassers angelegt. (jad)

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