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Verhaltensforschung: Schwertwale auf Pflegewanderung

Schwertwale
Antarktische Schwertwale (Orcinus orca) legen offensichtlich weitere Strecken zurück, als Forscher bisher vermutet haben: Die Orcas schwimmen regelmäßig bis vor die Küsten von Uruguay und Brasilien und wieder zurück. Der Grund für die ungewöhnliche Wanderung in subtropische Gewässer könnte womöglich die Regeneration von algenverkrusteter Haut sein.

Um die Ortswechsel der Wale genauer zu beobachten, verfolgten Forscher um John Durban vom Southwest Fisheries Science Center im kalifornischen La Jolla die Bewegungen von insgesamt zwölf Tieren über drei Jahre hinweg mittels Satellitensendern. Diese Schwertwale sind ursprünglich an der Westküste der antarktischen Halbinsel beheimatet, wo sie Robben und Pinguine jagen. Jeweils zwischen Februar und April konnten die Wissenschaftler schließlich beobachten, wie sechs der Tiere auf Reisen gingen. Fünf von ihnen schwammen dabei direkt in die subtropischen Gefilde vor Uruguay und Südbrasilien. Einer der Orcas legte innerhalb von 42 Tagen sogar einen Rundweg von 9392 Kilometern zurück, bevor er im Juni wieder in die Antarktis zurückkehrte.

Derart lange Wanderungen in niedere Breiten wurden für Schwertwale damit zum ersten Mal beobachtet. Die Forscher vermuten, dass in diesem Fall die Hautpflege im Vordergrund steht. Im bis zu minus zwei Grad kalten Wasser der Antarktis sind die Orcas auf ein intaktes Thermogewebe angewiesen, um ihre Körpertemperatur aufrechterhalten zu können, die Regenerationsmöglichkeiten der Haut sind dadurch eingeschränkt. Als Folge dessen sind die Wale häufig durch dicke Ablagerungen von Kieselalgen gelb verfärbt. Ab und an können dieselben Tiere jedoch auch sauber beobachtet werden. Das lässt vermuten, dass die Schwertwale in den warmen Gewässern die von Algen besiedelte Haut nach und nach abstoßen und das Hautgewebe wieder erneuern.

Nach der Entdeckung dieses Verhaltensmusters vermuten die Forscher, dass auch andere Walarten aus kosmetischen Gründen weite Strecken zurücklegen könnten. Über größere Distanzen kennt man Walwanderungen bislang nur zur Nahrungssuche oder um Nachwuchs zu gebären, etwa bei Grauwalen. (dz)

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  • Quellen
Biol. Lett. 10.1098/rsbl.2011.0875, 2011

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