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Nashörner: Selten seit Jahrtausenden

Das Sumatranashorn gehört zu den seltensten Säugetieren der Erde. Genanalysen zeigen, dass sein Problem bereits vor Jahrtausenden begann. Aber warum?
Das Sumatranashorn Ipuh lässt traurig den Kopf hängen

Vielleicht noch 200, wahrscheinlich aber deutlich weniger Sumatranashörner (Dicerorhinus sumatrensis) existieren heute noch in zwei Unterarten auf Sumatra und Borneo; auf dem Festland ist die Art mit ziemlicher Sicherheit bereits ausgestorben. Wilderei und die Abholzung der Regenwälder machen der kleinsten und am stärksten behaarten Nashornart das Überleben schwer; nur eine kleine Zuchtgruppe lebt auf Sumatra am Rand eines Nationalparks, doch bislang gelangen nur ein paar Geburten in der Haltung. Einer der wenigen erfolgreichen Bullen darunter war Ipuh, ein Sumatranashorn, das im Botanischen Garten von Cincinnati lebte, dort als ältestes Sumatranashorn 2013 starb – und dessen Erbgut von Herman Mays von der Marshall University und seinem Team untersucht sowie in "Current Biology" vorgestellt wurde.

Die Art kämpft demnach seit Jahrtausenden gegen das Aussterben an, was unter anderem mit den klimatischen und geologischen Umwälzungen während der Eiszeiten zu tun hat. Mit Hilfe einer speziellen DNA-Analyse sowie dem Vergleich dieser Ergebnisse mit Fossilfunden und Klimadaten konnten die Biologen den ungefähren Bestand der Sumatranashörner über einen langen Entwicklungszeitraum hinweg ermitteln. Ihren letzten Populationshöhepunkt hatten sie vor 950 000 Jahren erreicht, als etwa 58 000 Tiere lebten. Mit den folgenden Eiszeiten begann jedoch eine "Achterbahnfahrt", so Mays. Sinkende Meeresspiegel während der letzten Vereisungen ermöglichten es anderen Großtieren vom asiatischen Festland, sich auszubreiten und in Konkurrenz zu den Nashörnern zu treten. Als mit der letzten Erwärmung die Landbrücken zum Festland und die zwischen Borneo und Sumatra wieder verschwanden, setzte ein massiver Niedergang ein.

Die Nashörner konnten sich über die verinselten Gruppen nicht mehr untereinander fortpflanzen, was sie genetisch verarmen ließ. Zudem begannen Menschen schon damals, die Regenwälder auf Sumatra zu roden, was weitere Teilgruppen isolierte. Folglich existierten wohl schon vor 9000 Jahren nur noch 700 Nashörner auf Sumatra – eine Zahl, die sich in der Folge auch kaum mehr erhöhte. Der eingeschränkte Genpool erschwerte es der Art nicht nur, sich an veränderte Bedingungen anzupassen, sondern sorgt heute auch dafür, dass Nachzuchten nur mit Mühe gelingen. Ipuh hat während seines Lebens immerhin ein wenig zum Erhalt von seinesgleichen beigetragen: Er zeugte drei Kälber, von denen eines bereits zwei weitere Nachkommen hervorbrachte. Und seine Spermien überdauern in einer Samenbank. "Das Überleben der Sumatranashörner hängt am seidenen Faden. Wir müssen mehr tun, um es zu retten", sagt Terri Roth vom Cincinnati Zoo. Auf dem toten Ipuh ruhen weiterhin große Hoffnungen.

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