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Überraschender Fund: Seltene Waldseemüllerkarte in Münchner Unibibliothek aufgetaucht

Globussegmentkarte Waldseemüller

Seine Weltkarte aus dem Jahr 1507, auf der erstmals die Neue Welt den Namen »America« trägt, machte Martin Waldseemüller (um 1470–1522) weltberühmt. Doch nur eine Hand voll Exemplare sind bis heute von den Arbeiten des deutschen Kartografen erhalten geblieben. Ein weiteres, rund 500 Jahre altes Original ist nun überraschend in München wieder aufgetaucht: Bei einer Bestandsprüfung stießen Mitarbeiter der Universitätsbibliothek 2012 auf eine seiner kleineren, so genannten Globussegmentkarten.

Die zirka DIN-A4-große Karte besteht aus mehreren Spitzovalen, die zu einem kleinen Globus zusammengefügt werden können. Auf dem Papierbogen liegt Amerika ganz rechts und hat in Waldseemüllers Darstellung die Form eines Bumerangs. Den Namen des Kontinents leitete er von dem Seefahrer Amerigo Vespucci (um 1451–1512) ab, den er für den Entdecker der Neuen Welt hielt.

Das fünfte Exemplar ... | ... der Globussegmentkarten von Martin Waldseemüller fand sich 2012 durch Zufall in der Bibliothek der LMU München. Der Kartograf nannte als Erster die Neue Welt "America" – nach dem Seefahrer Amerigo Vespucci.

»Im Vergleich mit den schon bekannten Exemplaren weist das nun entdeckte Stück einige Varianten auf und darf somit als unikal gelten«, so Sven Kuttner, Leiter der Abteilung Altes Buch an der Münchner UB. So sei etwa Calicut nicht im fünften Kartensegment, sondern im vierten verzeichnet. In jener Küstenstadt war der Portugiese Vasco da Gama 1498 an Land gegangen und öffnete so den Seeweg nach Indien.

Die Segmentkarte ... | ... lässt sich zu einem kleinen Globus von etwa elf Zentimeter Durchmesser zusammenfalten. Im Vergleich mit den übrigen Kontinenten bildete Waldseemüller Amerika relativ winzig ab.

Das ungefähre Alter der Münchner Karte konnte Kuttner anhand des Wasserzeichens bestimmen: So sei das Druckwerk etwas jünger als die Erstausgabe von 1507 und stamme womöglich aus dem Elsass. Die Münchner Bibliothekare hatten das Blatt in einem Einband mit gleich alten Drucken zur Geometrie entdeckt. Wie die Karte dorthin gelangte, ist aber noch nicht eindeutig geklärt.

Vor dem jetzigen Fund waren nur vier Exemplare der alten Globussegmentkarten bekannt. Je eine befindet sich in Minneapolis, Offenburg und in der Bayrischen Staatsbibliothek, die letzte wurde 2005 im Auktionshaus Christie's für eine Million US-Dollar versteigert. Das einzige Überbleibsel der originalen großen Weltkarte von 1507 befand sich ursprünglich in deutschem Besitz. 2007 schenkte es Bundeskanzlerin Angela Merkel den USA.

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