Direkt zum Inhalt

News: Sie werden's nicht glauben

Wenn es irgendwo im Haus gefährliche Krankheitserreger gibt, dann vermutlich im WC, werden viele denken. Weit gefehlt. Mikrobiologen haben ganz gewöhnliche Haushalte auf Kontamination mit Bakterien untersucht und so manche Überraschung erlebt. Ob sie es glauben oder nicht: Der unbedenklichste Ort, den sie dabei gefunden haben, war der Toilettensitz. Aber fragen Sie nicht, wie es mit der Küche aussah...
Über siebeneinhalb Monate haben Charles Gerba und seine Mitarbeiter von der University of Arizona in Tucson die schlimmsten Seuchenherde in Küchen und Badezimmern von normal benutzten Haushalten bestimmt. Außerdem testeten sie die Effektivität verschiedener Reinigungsmethoden. Ihre Ergebnisse sind vom Journal of Applied Microbiology zur Veröffentlichung angenommen.

"Wir haben festgestellt, daß die Küche das Hauptschlachtfeld im Krieg gegen die Keime ist", sagt Gerba. "Spülbecken und Abflüsse, Griffe von Wasserhähnen und Schwämme enthalten dramatische Mengen von Krankheitserregern wie Escherichia coli, Staphylokokken und Streptokokken."

Ob die Bakterien nun mit den Einkäufen oder dem Fleisch in das Haus kommen oder die Kinder sie aus dem Kindergarten mitbringen – heutzutage sind die Menschen nach seiner Ansicht mehr gefährlichen Keimen ausgesetzt als jemals zuvor. Reinigungsversuche mit Wasser und Seife töten die Mikroorganismen nicht ab. Eine simple Desinfektionsprozedur mit Bleichmitteln kann dagegen die Bakterien entfernen und den Kreislauf der Ansteckungskrankheiten unterbrechen.

Während auch offizielle Stellen keine Auskunft darüber geben können, wieviele Bakterien nötig sind, um jemanden krank zu machen, sagt der gesunde Menschenverstand, daß das Risiko steigt, je mehr Erreger einem über den Weg laufen. Bei einigen Bakterien mögen schon zehn ausreichen, von anderen sind dagegen Tausende nötig. "Es ist wie russisches Roulette", meint Gerba.

Fünfzehn Haushalte haben die Forscher über drei Perioden von jeweils zehn Wochen untersucht. An vierzehn Stellen in den Küchen und Badezimmern haben sie sie Proben genommen und diese auf verschiedene Bakterien untersucht. Die ganze Studie verlief in drei Phasen.

In der ersten Phase haben die Hausbewohner mit den gewohnten Reinigungsmitteln geputzt. Im zweiten Teil benutzten sie neue Putzmittel, von denen einige Bleichmittel enthielten. In der letzten Phase waren nur noch Reiniger mit Bleichstoffen zugelassen. Außerdem wurde ein spezieller Putzplan aufgestellt und genaue Reinigungsanweisungen ausgegeben. Nach jeder zehnwöchigen Periode wurden die Bakterienkonzentrationen bestimmt.

Den am stärksten kontaminierten Oberflächen war einiges gemeinsam: Sie alle boten feuchte Bedingungen oder wurden häufig berührt. Die fünf schlimmsten Bereiche waren, beginnend mit der stärksten Bakteriendichte: Schwämme und Geschirrtücher, Abflüsse von Waschbecken in Küche und Bad, Griffe von Küchenwasserhähnen und Schneidebretter. Erstaunlicherweise war der Toilettensitz ganz am Ende der Liste zu finden.

Der Einsatz von Bleichmittel-haltigen Reinigern in der zweiten Phase führte zu einer Reduktion der Bakterienzahl um etwa zwei Drittel. Mit den Anweisungen in der dritten Phase konnten selbst die kontaminiertesten Bereiche zu 99 Prozent von den Bakterien befreit werden.

Wie langweilig doch so ein sauberes Haus für unser Immunsystem sein muß.

Schreiben Sie uns!

Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.

Partnerinhalte

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.