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Planetensystem TRAPPIST-1: Sind die Superwelten unbewohnbar?

Auf vier der sieben Felsplaneten könnte Wasser fließen. Aber möglicherweise ist der Stern TRAPPIST-1, um den sie kreisen, viel aktiver, als Forscher bislang dachten.
Künstlerische Darstellung von zwei Planeten von TRAPPIST-1 im Durchgang vor ihrem Stern

Es ist das wohl spektakulärste bisher bekannte Planetensystem: Um den Stern TRAPPIST-1 kreisen gleich sieben erdgroße Planeten, berichteten Astronomen um Michael Gillon im Februar 2017 in "Nature". Auf vier von ihnen könnte demnach sogar Wasser fließen. Laien und Experten spekulieren seitdem leidenschaftlich: Gibt es im Orbit des ultrakühlen Zwergsterns Leben?

Eine neue Studie lässt das nun sehr zweifelhaft erscheinen. Ein ungarisches Forscherteam hat anhand öffentlich zugänglicher Rohdaten des Kepler-Weltraumteleskops abgeschätzt, wie oft die Magnetfelder des Sterns große Menge glühender Materie ins Weltall schleudern und wie stark diese "Flares" sind.

Binnen 80 Tagen zählten die Forscher 42 solcher Ereignisse. Bei einigen der Ausbrüche handle es sich vermutlich um komplexe Kaskaden aufeinander folgender Eruptionen, bei denen der Feuerball besonders viel Materie ins All feuert. Die mächtigsten Flares erreichen dabei offenbar eine Stärke, die dem berühmten Carrington-Ereignis aus dem Jahr 1859 gleicht. Damals traf eine gewaltige Sonneneruption die Erde, was mancherorts das Telegrafennetz lahmlegte.

Da die Planeten von TRAPPIST-1 ihren Stern viel näher umkreisen als die Erde die Sonne, wären die Folgen solch einer Eruption dort 100- bis 10 000-mal so groß, schätzen die Forscher. Außerdem würden etwaige Atmosphären schon durch schwächere Ausbrüche aus dem Gleichgewicht gebracht, das sich dann erst nach zehntausenden Jahren wieder einstellen würden. Schutz davor könne nur ein sehr starkes planetares Magnetfeld bieten, das 100- bis 1000-fach stärker ist als das der Erde.

Entsprechend pessimistisch fällt das Fazit der Forscher aus: Das Sternsystem könnte ungeeignet für Leben sein, spekulieren sie. Sollten weitere Studien diesen Befund erhärten, wäre das eine große Enttäuschung für all jene, die mit künftigen Großteleskopen in etwaigen Atmosphären der Planeten von TRAPPIST-1 nach Spuren von Leben suchen wollen.

Die Arbeit, die vom angesehenen "Astrophysical Journal" zur Veröffentlichung akzeptiert wurde, ist allerdings noch mit einiger Vorsicht zu betrachten. Bei der Interpretation von Rohdaten eines Teleskops kann es leicht zu Fehlern kommen. Auffällig ist auch, dass ein anderes Team, an dem die Entdecker der Planeten um Gillon beteiligt sind, bei einer ersten Analyse von Kepler-Rohdaten keinen Hinweis auf außergewöhnlich starke Flares bei TRAPPIST-1 gefunden hatte. Der verheißungsvolle Zwergstern dürfte also noch eine Weile für Diskussionen sorgen.

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