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Mikroplastik: Sollte Glitzer verboten werden?

Glitzer ist heute allgegenwärtig in Kosmetik und Pflegeprodukten. Für die Umwelt ist er jedoch weniger glanzvoll. Wissenschaftler fordern daher ein Verbot.
Glitzerkosmetik rund ums Auge

Er findet sich in Shampoos und Badezusätzen, im Lidschatten und Lipgloss - und er soll sogar Vaginas verzieren, nachdem frau sich ihn in Kapseln eingeführt hat: Glitzer ist heute überall. Ob die Zierde Menschen tatsächlich schöner macht, ist zumindest diskutabel, für die Umwelt ist Glitzer jedoch unnützer Müll. Denn die winzigen Partikel bestehen in den meisten der damit versetzten Produkte aus Aluminiumkunststoff, der in der Natur nur schlecht abgebaut werden kann und sich in der Nahrungskette anreichert. Britische Wissenschaftler und Politiker fordern daher ein Verbot der Substanzen, wie der »Independent« berichtet. Auf der Insel sollen ab 2018 die so genannten Microbeads verboten werden: winzige Plastikkügelchen aus Polyethylen, deren Durchmesser kleiner als einen Millimeter ist und die beispielsweise als Peelingzusatz in Duschgels oder Handcremes eingesetzt werden.

Auch sie werden in der Umwelt praktisch nicht abgebaut und beim Duschen einfach in die Kanalisation gespült. Da Kläranlagen sie kaum herausfiltern können, enden sie letztlich in Seen oder Ozeanen, wo sie in die Nahrungsnetze gelangen. Das PET von Glitzer wiederum setzt beim Abbau hormonartige Substanzen frei, die den natürlichen Hormonhaushalt des Körpers stören können. Als Folge beeinträchtigen sie womöglich die Fortpflanzungsfähigkeit oder begünstigen die Entstehung von Krebs. »In meinen Augen sollte jegliche Form von künstlichem Glitzer verboten werden, weil er aus Mikroplastik besteht«, fordert daher die Umweltanthropologin Trisia Farrelly von der Massey University im »Independent«. Denn bislang ist Glitzer vom Verbot noch ausgeschlossen.

Die winzigen Plastikpartikel verschärfen ein ohnehin schon gravierendes Umweltproblem. In manchen Bereichen der Ozeane schwimmt heute bereits mehr Mikroplastik als Plankton – das meiste davon besteht aus den Überresten größerer Kunststoffartikel, die im Meer mechanisch zerkleinert wurden. Selbst in der Tiefsee oder in entlegenen Regionen wie dem Polarmeer taucht der Müll in großer Menge auf. Dabei gibt es schon Alternativen, wie die große britische Kosmetikkette Lush vormacht: Sie hat den Plastikglitzer durch biologisch abbaubare Substanzen ersetzt. Der Vaginaglitzer soll übrigens nach Angaben des Herstellers sogar verzehrfähig sein – er enthält also wohl kein Plastik. Dafür drohen Unterleibsinfektionen, warnen Mediziner. Und das sollte der Effekt ja auch nicht wert sein.

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