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Private Raumfahrt: SpaceX plant Riesenrakete

Die neue Trägerrakete Falcon Heavy
Elon Musk, Internetmilliardär und Gründer der privaten Raumfahrtfirma "Space Exploration Technologies" oder kurz SpaceX, will Raumfahrtgeschichte schreiben. Wie er am 5. April auf einer Pressekonferenz in Washington, DC, mitteilte, plant er den Bau einer Schwerlastrakete, die von ihren Leistungsdaten nur noch von der historischen und schon lange nicht mehr gebauten Mondrakete Saturn V übertroffen wird.

"Falcon Heavy" ist der Name der neuen Rakete, die bis zu 53 Tonnen in eine erdnahe Umlaufbahn befördern kann. Damit übertrifft sie die derzeit leistungsstärkste US-Trägerrakete Delta-IV Heavy um mehr als das Doppelte. Auch die bald außer Betrieb gehenden US-Raumfähren mit maximal 25 Tonnen Nutzlast können damit nicht mithalten. Genauso gilt dies für die europäische Ariane 5, die derzeit rund 20 Tonnen auf eine erdnahe Bahn hieven kann. Starten soll die neue Rakete vom US-Luftwaffenstützpunkt Vandenberg an der Westküste der USA im US-Bundesstaat Kalifornien. Ihr Erstflug ist für das Jahr 2013 oder 2014 vorgesehen.

Die Falcon Heavy basiert auf der bereits zwei Mal erfolgreich geflogenen Trägerrakete Falcon 9 von SpaceX. Dabei werden der Erststufe mit neun Raketenmotoren des Typs Merlin zwei Hilfsraketen (englisch: Booster) zur Seite gestellt, die ebenfalls je neun Merlin-Motoren tragen. Beim Start entwickeln die insgesamt 27 Raketenmotoren einen Schub von 1700 Tonnen und können damit die beim Abheben 1400 Tonnen schwere Falcon Heavy vom Boden empor stemmen. Die Rakete ist 69,2 Meter lang und der Durchmesser der Zentralstufe und der beiden Booster beträgt je 5,2 Meter.

Bei der Entwicklung der Falcon 9 und somit auch der Falcon Heavy achteten die Ingenieure auf maximale Sicherheit. So können einer oder mehrere Raketenmotoren während des Flugs ausfallen, ohne dass dabei die Rakete in Gefahr geriete, weil die anderen Raketenmotoren die Arbeit übernehmen. Jeder Raketenmotor ist zusätzlich von einem Schutzmantel umgeben, der im Falle einer Explosion Trümmer zurückhält, die sonst andere Raketenmotoren zerstören könnten.

SpaceX möchte die neue Rakete von Anfang an als man-rated qualifizieren, also geeignet für den bemannten Raumflug nach den strengen Kriterien der US-Raumfahrtbehörde NASA. Unter anderem bedeutet dies eine stabilere mechanische Struktur der Rakete und eine dreifach redundante Elektronik für den Flug.

Zum ersten Mal in der Raumfahrtgeschichte gibt es eine cross-feed-Treibstoffversorgung von Boostern und Zentralstufe. Während des Flugs strömen dabei die Treibstoffe aus den Boostern sowohl in die eigenen Raketenmotoren als auch in die Zentralstufe. Daher ist diese beim Abwurf der Booster wenige Minuten nach dem Abheben noch fast vollständig mit Treibstoff gefüllt und kann demgemäß noch deutlich länger Schub liefern. Somit erreicht die Falcon Heavy die Flugleistung einer klassischen dreistufigen Rakete, obwohl sie zweistufig mit Hilfsraketen ist.

Die Frage ist natürlich jetzt, wer benötigt eine Startkapazität von bis zu 53 Tonnen? Dabei richtet SpaceX ganz klar sein Augenmerk auf die US-Raumfahrtbehörde NASA und die Streitkräfte der Vereingten Staaten. SpaceX verspricht Transportkosten von etwa 2000 Dollar pro Kilogramm und liegt dabei weit unter den derzeitigen Kosten anderer Satellitenträger. Ein Start mit der Falcon Heavy soll je nach Nutzlast und Ausstattung zwischen 80 und 125 Millionen Dollar kosten. Sollte das Programm erfolgreich sein, dürften für andere Anbieter von Satelliten-Transportdiensten, wie zum Beispiel die europäische Arianespace, harte Zeiten anbrechen.

Tilmann Althaus

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