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Biogeografie: Spinne überquerte den Ozean

Spinnen besitzen erstaunliche Fähigkeiten, doch Hochseetauglichkeit zählte man bislang eher nicht dazu. Eine australische Art belegt nun das Gegenteil.
Die Falltürspinnenart Moggridgea rainbowi überquerte den Indischen Ozean

Wer dachte, auf dem Meer sei er weitgehend sicher davor, auf eine Spinne zu treffen, muss ein wenig umdenken. Denn die Achtbeiner können tatsächlich ganze Ozeane überqueren, wenn es die Bedingungen zulassen. Das belegen Sophie Harrison von der University of Adelaide und ihre Kollegen anhand der Falltürspinnenart Moggridgea rainbowi in "PLoS One". Die Art wurde bislang nur auf der australischen Kangaroo Island südwestlich von Adelaide nachgewiesen, doch ihre nächste Verwandtschaft lebt in Afrika. Das zeigt ein DNA-Vergleich von Moggridgea rainbowi mit fünf Arten der gleichen Gattung aus Südafrika. Anhand der Mutationsrate bei bestimmten Genmarkern schließen die Biologen, dass sich die evolutionären Wege der Tiere vor frühestens zwei und spätestens 16 Millionen Jahren getrennt haben müssen – und damit erst lange nach der Aufspaltung des Gondwana-Superkontinents vor 110 Millionen Jahren, aus der unter anderem Australien und Afrika hervorgegangen sind.

Gleichzeitig liegt dieser Zeitraum so lange zurück, dass Menschen ebenfalls nicht als Ausbreitungsfaktor in Frage kommen. Diese erreichten den fünften Kontinent erst vor 65 000 Jahren. Vieles spreche deshalb dafür, dass die nur 3,5 Zentimeter messenden Spinnen direkt über den Ozean gekommen sind, so Harrison, obwohl die Tiere in ihrem natürlichen Lebensraum wenig mobil sind. Normalerweise bewegen sie sich nur in einem engen Radius um ihre unterirdischen Höhlen und siedeln sich nur wenige Meter vom Ort ihres Schlüpfens entfernt an. Wahrscheinlich wurden sie mit einem großen Stück Untergrund und Vegetation wie mit einem Floß aufs Meer geschwemmt und von den Strömungen nach Australien verfrachtet. "Ihre Grabgänge sind sehr stabil, und sie wären sehr sicher in ihren mit Spinnenseide ausgekleideten Röhren gewesen, sobald die Klapptür verschlossen ist – eine gute Art zu reisen", schätzt die Biologin.

Eine andere Art der Passage über den Ozean kommt bei Radnetzspinnen dagegen häufiger vor: Sie lassen sich mit Hilfe ihres Fadens verwehen und jagen dann mit dem Wind über die Weiten. Oder sie heften sich mit dem Faden an Treibgut fest. Auf diese Weise gehören sie zu den ersten Besiedlern neu entstandener Inseln.

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