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Kosmologie: Stammte mysteriöses Leuchten von Sternencrash?

Die älteste Beobachtung einer Nova beruhte womöglich auf einem noch gewaltigeren Ereignis: der explosiven Kollision zweier Sterne.
Helix-Nebel (Infrarotbild des NASA Spitzer Space Telescope)

Im Jahr 1670 tauchte ein neuer Stern am Nachthimmel auf – und wurde von großen Astronomen der damaligen Zeit wie Giovanni Domenico Cassini und Johannes Hevelius bemerkt: Zwei Jahre leuchtete er unterhalb des Kopfs vom Sternbild Schwan, bevor er wieder verging, zweimal neu auftauchte und schließlich endgültig verschwand. Die so genannte Nova Vulpeculae 1670 gilt als die älteste von Menschen aufgezeichnete Nova, der Helligkeitsausbruch eines Sterns. Doch Nova Vul 1670, wie sie auch genannt wird, passte lange nicht ins Muster von typischen Novae, die sich in engen Doppelsternsystemen aus einem Weißen Zwerg und einer "normalen" Sonne ereignen. Dabei strömt Gas vom Stern zum Weißen Zwerg, wo es sich zuerst anreichert, bis es in einer thermonuklearen Explosion zündet. Nun legen Tomasz Kaminski vom Max-Planck-Institut für Radioastronomie in Bonn und seine Kollegen eine neue Erklärung für das Ereignis vor: Nova Vul 1670 entstand durch eine sehr seltene Sternenkollision, deren Überreste im Lauf der Zeit verglommen, so dass die Überreste heute nur noch schwach erkennbar sind.

Während die Astronomen im 17. Jahrhundert mit ihren Teleskopen keine Chance hatten, das Schicksal der vermeintlichen Nova weiterzuverfolgen, gelang es in den 1980er Jahren, einen schwachen Nebel im Umfeld des ursprünglichen Explosionsorts zu identifizieren – ein Hinweis auf das Ende von Nova Vul 1670. Kaminski und Co untersuchten diesen Bereich mit dem APEX-Teleskop in Chile erneut im Bereich von Submillimeter- und Radiowellenlängen, mit denen sie die chemische Zusammensetzung des Nebels analysieren konnten. Neben Bestandteilen wie Kohlenmonoxid, Zyanwasserstoff oder Ammoniak wiesen sie beispielsweise auch ionisierte Moleküle und sogar Formaldehyd nach. Insgesamt passten dieser Chemismus, die festgestellten Isotopenverhältnisse und die Masse des kalten Gases nicht zu einer Nova. Stattdessen stammen sie wahrscheinlich aus der Karambolage zweier Sterne, bei der einer der beiden wegen des Zusammenstoßes explodierte. Bei einer solchen Katastrophe wird Materie aus dem Innersten des zerstörten Sterns in die Umgebung hinausgeschleudert, und es verbleibt ein nur schwach leuchtender Überrest, eingebettet in eine kalte Hülle aus Molekülen und Staub. Diese erst seit Kurzem bekannte Art von explosiven Sternen könne Nova Vul 1670 nahezu perfekt erklären, so die Forscher. Sie leuchten für eine nach kosmischen Maßstäben kurze Zeit stärker als Novae, aber schwächer als die heftigen Supernovae, die Explosionen von massereichen Sternen am Ende ihrer Lebenszeit.

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