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News: Steinzeitliches Speerwerfen

Unsere Vorfahren wussten sich zu helfen: Mit ihren Speeren waren sie offensichtlich in der Lage, aus einer Entfernung von bis zu 25 Metern sogar Elefanten oder Nashörner zu erlegen. Anschaulich präsentierten international bekannte Speerwerfer am 10. März 2000 in Mauer steinzeitliches Wurf- und Schießgerät. Zum Einsatz kamen dabei auch Nachbildungen eines 400 000 Jahre alten Holzspeers, mit dem sich einst Homo erectus auf Elefantenpirsch wagte.
"Wir haben den Steinzeitmenschen immer unterschätzt", sagte der Sportwissenschaftler Hermann Rieder. "Jetzt wissen wir, dass er auf Großwildjagd ging." Rund 100 Neugierige wohnten der Demonstration im baden-württembergischen Mauer bei. Der Ort wurde mit Bedacht gewählt – schließlich entdeckten Wissenschaftler hier 1907 den Unterkiefer des zwischen 600 000 und 750 000 Jahre alten Urmenschen Homo heidelbergensis.

Mit einem Gewicht von etwa 500 Gramm und einer Länge von 2,40 Meter entsprechen die Steinzeitspeere in etwa einem heutigen Damenspeer. Werfer Stefan Schlechter vom USC Heidelberg zeigte sich begeistert: "Die fliegen sensationell." Sie seien leichter und von den Wurfeigenschaften wesentlich besser als heutige Sportspeere – "Die segeln richtig." Um zu beweisen, dass die Speere auch als tödliche Waffe geeignet waren, hatte Rieder auch Gelatineblöcke aufgebaut, in die der Speer beim Zielwurf etwa 20 Zentimeter tief eindrang.

Die Speerwerfer der Steinzeit hätten ihr Ziel wohl auf acht bis 25 Meter problemlos getroffen, meinte der emeritierte Professor. "Die haben wahrscheinlich besser gezielt als wir." Jagdtiere seien unter anderem Elefanten, Wildpferde und Nashörner gewesen, damals alle auch in Europa heimisch.

Ebenfalls zum Einsatz kamen Pfeil und Bogen sowie eine Speerschleuder, mit der unsere Vorfahren vor etwa 20 000 Jahren auf die Jagd gingen. Dabei wurde mit Hilfe eines am hinteren Ende des Speeres angebrachten Hebelholzes geworfen. Der Archäologe Ulrich Stodiek schleuderte das Gerät mit großer Wucht in die aufgestellte Zielscheibe mit Mammutporträt – allerdings ohne das abgebildete Tier zu treffen. Beifall vom Publikum gab es trotzdem. In der Zunft der Archäologen hat die Speerschleuder so viel Begeisterung ausgelöst, dass inzwischen sogar Meisterschaften in der Steinzeitdisziplin ausgetragen werden. "Der Rekord liegt bei 180 Metern", sagte Rieder. "Das ist ungeheuer."

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