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Sternentstehung: Sternenwiege im Sternbild Stier

Sternentstehungsregion im Sternbild Stier

Rund 450 Lichtjahre von uns entfernt im Sternbild Stier (lateinisch: Taurus) befindet sich die Taurus-Molekülwolke, eine ausgedehnte Ansammlung aus Gas und Staub. In ihr befinden sich sehr dichte Partien, die im sichtbaren Licht völlig undurchdringlich sind, die Dunkelwolken. Mit dem Teleskop APEX in Chile, dem "Atacama Pathfinder Experiment", das im Bereich der Millimeterwellen arbeitet, gelang jetzt der Blick ins Innere der besonders dichten Dunkelwolken Barnard 211 und 213. Die Bilder enthüllen extrem junge Sterne, die noch in ihren Kokons aus Gas und Staub stecken, in denen sie sich einstmals bildeten. Des weiteren stießen die Astronomen um Alvaro Hacar vom Nationalen Astronomischen Observatorium in Spanien auf sehr dichte Partien der Dunkelwolken, die kurz davor stehen, unter ihrer eigenen Schwerkraft zusammenzufallen und dann weitere neue Sterne zu bilden.

Sternentstehungsregion im Sternbild Stier | Im Bereich der Taurus-Molekülwolke im Sternbild Stier befinden sich die Dunkelwolken Barnard 211 und 213. Sie bilden das hier im Bild rötlich erscheinende Filament, das im Bereich der Millimeterwellen aufgenommen wurde. Ihm überlagert ist eine Aufnahme im sichtbaren Licht. Der linke untere Bereich des Filaments ist Barnard 213, hier zeigen sich mehrere helle Kerne, die junge, gerade erst entstandene Sterne enthalten. Der helle Stern oberhalb des Filaments ist Phi Tauri.
Die Dunkelwolken tragen ihren Namen nach dem US-amerikanischen Astronomen Edward E. Barnard, der Anfang des 20. Jahrhunderts einen Katalog von Dunkelwolken unter dem Titel "Über die dunklen Flecken am Himmel" veröffentlichte. Schon er hatte erkannt, dass diese scheinbaren Löcher am Himmel in Wirklichkeit dichte Ansammlungen von interstellarer Materie waren, die uns den Blick auf die dahinterliegenden Sterne verwehren. Diese Wolken erscheinen uns dunkel, weil sie große Mengen an feinem kohlenstoffhaltigen Staub enthalten, dessen Partikel etwa so groß wie Rußteilchen sind. Sie absorbieren das sichtbare Licht.

Die Astronomen wüssten nun aber gerne, was im Inneren dieser Wolken vor sich geht. Dazu müssen sie auf andere, dem menschlichen Auge unzugängliche Spektralbereiche ausweichen, dem Bereich der infraroten und Millimeter-Wellenlängen. Hier werden die Dunkelwolken transparent und erlauben Einblicke in die in ihnen ablaufenden Vorgänge. Das im beigestellten Bild gezeigte rötlich erscheinende Staubfilament trägt im oberen rechten Bereich die Bezeichnung Barnard 211, der untere linke Bereich ist Barnard 213. Letzterer hat sich bereits in kleinere Fragmente geteilt und so genannte dichte Kerne ausgebildet. Manche von ihnen leuchten im Bereich der Millimeterwellen hell, und zeigen an, dass sich in ihnen bereits Sterne befinden, die mit ihrer Strahlung die umgebende Materie aufheizen. Der übrige Staub ist sehr kalt und hat eine Temperatur von -260 Grad Celsius, nur 13 Grad über dem absoluten Nullpunkt. Barnard 211 ist noch nicht so weit, hier beginnt das Filament gerade damit, sich in dichtere Fragmente aufzuspalten, aus denen sich später einmal Sterne entwickeln können.

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  • Quellen
ESO, 15. Februar 2012

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