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Krebsforschung: Strahlende Bakterien zerstören Metastasen

Kontakt: Bakterium an Zelle

Bauchspeicheldrüsenkrebs ist besonders gefährlich, da er oft zu spät erkannt wird und häufig Metastasen bildet. Forscher um Claudia Gravekamp vom Albert Einstein College of Medicine in New York bekämpfen solche Tochtergeschwülste in Mäusen erfolgreich mit Bakterien, die sie mit einer radioaktiven Hülle ausgestattet hatten.

Listeria monocytogenes ist ein humanpathogenes Bakterium, das über verunreinigte Nahrung aufgenommen und meist vom Immunsystem beseitigt wird, bevor man die Infektion überhaupt bemerkt. Schwangere, alte sowie immungeschwächte Menschen können jedoch eine so genannte Listeriose entwickeln, bei der die Symptome einer Lebensmittelvergiftung wie Durchfall, Entzündungen und Lähmungen auftreten.

Schon in früheren Versuchen demonstrierte Gravekamp, dass Listerien Tumorzellen spezifisch infizieren und zerstören können. Dies geschieht unter anderem durch Bildung reaktiver Sauerstoffspezies, welche zum Zelltod führen. Genetisch veränderte und somit abgeschwächte Listeria-Bakterien werden bereits in klinischen Studien getestet und zeigen erste Erfolge.

Um die Effizienz der Therapie zu steigern, spickten die Forscher die Bakterienmembran mit radioaktivem Rhenium. Dieser Betastrahler mit einer Halbwertszeit vom etwa 17 Stunden ist schon eine Woche nach der Behandlung nicht mehr nachzuweisen. Die Strahlung dringt dabei nur wenige Millimeter ins umliegende Gewebe ein. Die Listerien selbst verkraften ihren strahlenden Mantel gut und weisen sogar eine erhöhte Infektionsrate auf.

Listeria monocytogenes | Elektronenmikroskopische Aufnahme von Listeria monocytogenes in Gewebe.

In ihrem Versuch spritzten die Forscher Mäusen aggressive Pankreastumorzellen, die bereits kurz nach Etablierung des Primärtumors Metastasen ausbilden. Verabreichten sie den Tieren eine tägliche Dosis radioaktiver Listerien, wiesen die Mäuse nach elf Behandlungen bis zu 90 Prozent weniger Metastasen auf. Der Primärtumor verkleinerte sich währenddessen um 64 Prozent. Andere Organe wurden dabei kaum belastet.

Die hohe Effektivität der Behandlung führen die Forscher auf die lokal hochenergetische Strahlung zurück, wobei reaktive Sauerstoffspezies die Vernichtung der Metastasen unterstützen. Im nächsten Schritt sollen an den Tieren die Langzeitfolgen erforscht werden. "Zum jetzigen Zeitpunkt können wir sagen, dass wir eine Therapie haben, die Metastasen in Mäusen effektiv reduziert", sagt Gravekamp. Ihr Ziel sei es nun, 100 Prozent der Metastasen zu zerstören, denn jede verbleibende Krebszelle könne neue Tumoren bilden.

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