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Fäkale Bakterientherapie: Stuhltransplantation im klinischen Test erfolgreich

Elektronenmikroskopische Aufname von Clostridium difficilie

Eine etwas unappetitliche Behandlungsmethode hat eine der wichtigsten Hürden auf dem Weg in die klinische Praxis genommen. Ein Team um Els van Nood von der Universität Amsterdam zeigte in einer klinischen Studie, dass die Stuhltransplantation wiederkehrende Infektionen mit dem Bakterium Clostridium difficile stoppen kann. Bei der Stuhltransplantation injiziert man verdünnten Kot in den Darm, um nach einer Antibiotikabehandlung die Darmflora wiederherzustellen. Die Studie der niederländischen Medizinerin war so erfolgreich, dass sie vorzeitig abgebrochen wurde, um der Kontrollgruppe die Behandlung mit dem Präparat zu ermöglichen.

Clostridium difficile in der SEM-Aufnahme

Die Stuhltransplantation dient dazu, die Darmflora nach einer Antibiotikabehandlung zu regenerieren, so dass sich pathogene Bakterien wie Clostridien nicht mehr ansiedeln können. Diese Therapie kam in den letzten Jahrzehnten bereits 100-fach bei Patienten zum Einsatz, bislang gab es jedoch trotz vieler positiver Resultate keine systematischen Studien. Um diesen Mangel zu beheben, ernteten die Forscher den Kot von 15 vorher sorgfältig auf Parasiten und Infektionskrankheiten untersuchten Spendern und injizierten ein Extrakt über eine Nasensonde in den Dünndarm von 17 Patienten mit wiederkehrender Clostridieninfektion. Von diesen 17 Patienten verließ einer die Studie wegen eines akuten Nierenversagens vorzeitig, 13 der 16 verbleibenden Teilnehmer befreite schon die erste Infusion von ihrem Leiden, zwei weitere waren nach weiteren Behandlungen geheilt. Dagegen wurden nur 7 von 26 mit dem Antibiotikum Vancomycin behandelten Patienten in der Kontrollgruppe wieder gesund.

Angesichts des drastischen Unterschieds empfahl die Ethikkommission der Universität in einem Zwischenbericht, den Test vorzeitig abzubrechen. Der Unterschied zwischen Versuchs- und Kontrollgruppe ist trotz der geringen Teilnehmerzahl groß genug, um die deutlich bessere Wirkung der Fäkaltransplantation nachzuweisen. Trotz des Erfolgs müssen in späteren Studien noch offene Fragen geklärt werden, zum Beispiel welches genaue Behandlungsprotokoll die besten Ergebnisse bringt, ob man auch weniger unappetitliche Ersatzstoffe einsetzen kann und ob die Therapie unerwünschte Effekte hat. Die Autoren der Studie berichten von vorübergehenden Nebenwirkungen wie Durchfall und Krämpfen, die jedoch binnen drei Stunden verschwanden. Die 18 nicht geheilten Patienten in der Kontrollgruppe erhielten nach Abschluss der Studie ebenfalls die Stuhltransplantation – 15 wurden wieder gesund.

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