Direkt zum Inhalt

Kosmologie: Südpolar-Teleskop nimmt die Arbeit auf

Das Südpol-Teleskop kurz vor der Fertigstellung
Das südlichste Großteleskop der Welt – das South Pole Telescope auf Antarktika – hat seine Funktionstüchtigkeit bei einer ersten Test-Beobachtung des Jupiters erfolgreich unter Beweis gestellt. Das Teleskop soll in der extrem kalten und trockenen Umgebung des Südpols nun bald Galaxien-Cluster im fernen Universum untersuchen, minimale Temperaturunterschiede des kosmischen Mikrowellenhintergrunds aufzeichnen und Spuren der noch nicht völlig verstandenen Dunklen Energie des Kosmos aufspüren.

Besonders an der Frühzeit unseres Universums interessierte Astronomen warten gespannt auf die Früchte des 19,2 Millionen US-Dollar teuren Projektes. Dem auf ein Viertel Grad über den absoluten Nullpunkt gekühlten Detektor des Teleskops verraten sich Schwankungen der kosmischen Hintergrundstrahlung, die nur 400 000 Jahre nach dem Urknall abgegeben wurde, bevor die ersten Galaxien sich formten. Die minimalen Verwerfungen der Strahlung in Dichte und Temperatur hängen den kosmologischen Modellen zufolge mit der Ausbreitung der späteren Galaxien-Cluster zusammen; diese ist aber auch von der sonst nicht nachweisbaren Dunklen Energie beeinflusst. Abweichungen zwischen den aus der frühen Mikrowellenhintergrund-Asymmetrie theoretisch ableitbaren und den tatsächlichen Bewegungen der Galaxien könnten dann die Wirkung der mysteriösen Kraft indirekt messbar machen.

Die Technik des Teleskops erlaubt es, in den nächsten Jahren Tausende oder sogar Zehntausende von Galaxiehaufen auf Hinweise der Hintergrundstrahlungsschwankung, so genannte Sunjajew-Seldowitsch-Signale, schnell zu durchmustern. Die notwendige hohe Auflösung und die Winzigkeit der zu messenden Temperaturschwankungen verlangten nach genau jenem großen, in sehr kalter Umgebung arbeitenden Teleskop, das mit dem South Pole Telescope nun zur Verfügung steht, freut sich stellvertretend für viele Kollegen der Astronom John Carlstrom von der Universität Chicago.

Der Aufbau des 280 Tonnen schweren, knapp 23 Meter hohen Teleskops mit seinen zehn Meter Durchmesser war ein logistisches Großprojekt: Das zunächst im US-Bundesstaat Texas gebaute Gerät musste in Einzelteile zerlegt werden, die in den Bauch des mit Landekufen ausgestatteten Fahrwerks eines LC-130-Südpolar-Transportflugzeuges hineinpassen. Auf Antarktika waren Polarforscher dann seit vergangenem November mit der Vor-Ort-Rekonstruktion des Instrumentes beschäftigt. (jo)

Schreiben Sie uns!

Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.

Partnerinhalte

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.