Direkt zum Inhalt

Psychiatrie: Tiefenhirnstimulation viel versprechend gegen Zwangsstörungen

Zeichnung einer Tiefenhirnstimulation im Nucleus accumbens
Die Symptome psychiatrischer Erkrankungen lassen sich abmildern, wenn man die aus dem Tritt geratenen Hirnareale dauerhaft elektrisch reizt – so etwa bei schweren Formen von Depression. Mit dieser so genannten Tiefenhirnstimulation konnten nun Forscher um Damiaan Denys von der Universität Amsterdam auch Patienten Erleichterung verschaffen, die an einer therapieresistenten Zwangsstörung litten.

Tiefenhirnstimulation | Zwei Elektroden stimulieren den paarweise angelegten Nucleus accumbens – ein wichtiges Hirnareal des Belohnungszentrums. Der eigentliche "Hirnschrittmacher" sitzt auf dem Brustmuskel und ist über Kabel, die unter der Haut verlaufen, mit den Hirnelektroden verbunden. Die elektrische Erregung führt dazu, dass überaktive Nervenzellen im Nucleus accumbens von Depressiven ausgeschaltet werden.
Dazu implantierten sie ihren 14 Probanden Dauerelektroden ins Gehirn und reizten eine wichtige Schaltstelle des neuronalen Belohnungssystems, den Nucleus accumbens. Frühere Versuche hatten sich auf andere Stellen konzentriert und eher wechselnden Erfolg gezeigt. Während Denys' knapp zweijähriger Studie begutachteten Psychologen anhand standardisierter Diagnosekriterien den Fortschritt der Freiwilligen. Bei neun Probanden habe sich der Gesundheitszustand teils erheblich verbessert: Die typischen Symptome – krankhaftes Wiederholen immer gleicher Handlungen oder Gedanken – seien innerhalb der ersten Wochen kontinuierlich zurückgegangen.

Wegen der Schwierigkeiten, die mit dem operativen Eingriff verbunden sind, kommt die Tiefenhirnstimulation allerdings nur bei Patienten in Frage, die auf psychotherapeutische oder medikamentöse Hilfe nicht ansprechen. Schwer wiegende Nebenwirkungen hätten sich im Verlauf der Studie jedoch nicht gezeigt, so die Forscher. Das Verfahren ist bereits seit Längerem gegen die Parkinsonkrankheit in Gebrauch. Der "Hirnschrittmacher" verhindert hierbei das charakteristische Zittern der Gliedmaßen. (jd)
  • Quellen
Denys, D. et al.: Deep Brain Stimulation of the Nucleus Accumbens for Treatment-Refractory Obsessive-Compulsive Disorder. In: Archives of General Psychiatry 67, S. 1061–1068, 2010.

Schreiben Sie uns!

Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.

Partnerinhalte

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.