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Pflanzenseuche: Tödliche Zitrusfrucht-Seuche trickst sich von Baum zu Baum

Die unheilbare Gelbe-Trieb-Krankheit kann nicht gestoppt werden und verursacht Milliardenschäden. Das liegt auch an der Perfidie, mit der sich der Erreger in Obstplantagen ausbreitet.

Seit einem Jahrzehnt breitet sich eine unheilbare Pflanzenkrankheit global unaufhaltsam aus: Huanglongbing oder die Gelbe-Trieb-Krankheit wird von einem Bakterium verursacht, wütet in Zitrusfruchtplantagen der meisten Anbauländer und verursacht wirtschaftliche Schäden in Milliardenhöhe. Gegen das Bakterium ist bisher nur ein massiver Einsatz von Pestiziden und die rasche Ausrottung von befallenen Pflanzen wirksam – mit allen negativen Folgen dieser drastischen Maßnahmen. Neue Forschungen geben nun weiteren Anlass zur Besorgnis: Sie haben einen bisher unbekannten Trick der Pflanzenbakterien aufgedeckt, mit dem sich diese gezielt von manipulierten Insektenüberträgern von Pflanze zu Pflanze transportieren lassen.

Die Krankheit wird durch das Bakterium Liberibacter verursacht, das die Nährstoffleitungsbahnen der Pflanzen befällt und nach und nach die Gewebe und innerhalb von drei bis fünf Jahren die ganze Pflanze absterben lässt. In den letzten Jahrzehnten breitete sich die Seuche von Asien bis nach Amerika aus, infiziert mittlerweile etwa in Florida fast alle Pflanzen in den Plantagen und hat allein hier mittlerweile Schäden von neun Milliarden US-Dollar verursacht. Von Baum zu Baum gelangt das Bakterium mit Hilfe parasitärer Blattflöhe: winziger beflügelter Insekten, die vom Pflanzensaft verschiedener Zitrusgewächse leben.

Nun ergaben Untersuchungen, dass die Bakterien sich dabei nicht einfach passiv und per Zufall von den Pflanzenflöhen von einem Zitrusbaum zum nächsten tragen lassen. Zum einen profitieren sie davon, dass eine befallene Pflanze mehr Salizylsäuremethylester produziert und freisetzt, einen flüchtigen Zitrusaromastoff, der auf die Blattflöhe anziehend wirkt. Die Laborversuche ergaben aber auch, dass mit den Bakterien infizierte Blattflöhe ihre Verhalten verändern: Sie fliegen schneller als nicht infizierte auch wieder von einer Zitruspflanze ab und legen dann weitere Strecken zurück. Zudem sind die betroffenen Weibchen der Insekten offensichtlich für Männchen attraktiver: Sie verpaarten sich schneller und produzierten umso mehr befruchtete Eier, je stärker sie infiziert waren.

Demnach manipuliert das Bakterium also Flugverhalten, Partnerwahl und Fruchtbarkeit seines Vektors – am Ende auf Kosten der Lebenszeit der Insekten, so die Forscher. Dies dient offensichtlich der Verbreitung der Bakterien: Sie gelangen schneller auf neue, weiter entfernte Zitruspflanzen. Vielleicht lässt sich dieser Manipulationstrick auch stoppen, hoffen die Forscher: Die rasche Ausbreitung der Krankheit in Zitrusplantagen ist eines der großen Probleme bei der bislang vergeblichen Eindämmung der Seuche.

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