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News: Tödlicher Zungenkuss

Blitzschnell schleudert das Chamäleon seine Zunge in Richtung seiner Beute. Und das können kapitale Brocken sein, viel zu schwer jedenfalls, als dass sie allein von der klebrigen Zunge gehalten werden können. Doch das Chamäleon weiß sich zu helfen, es saugt sich nämlich förmlich fest.
Dem dicken Käfer bleibt kaum Zeit zum Staunen, wenn ihn die lange Zunge packt und in den Rachen des Chamäleons befördert. Wer sich wunderte, war vielmehr eine Arbeitsgruppe um Anthony Herrel vom Department of Biology der University of Antwerpen. Wie schaffte es das Tier bloß, den Käfer trotz seiner glatten Oberfläche so fest am Schlafittchen zu packen? Mit seiner klebrigen Zunge allein dürfte das wohl kaum möglich sein. Also galt es zunächst einmal, ganz genau hin zu schauen – und zwar auf dem Sektionstisch, genauso wie durch das Objektiv einer Hochgeschwindigkeits-Röntgenkamera.

Das Jemen-Chamäleon lebt in den südlichen Teilen der arabischen Halbinsel und kann bis zu 65 Zentimeter groß werden. Die Echse vermag mit ihrer langen Zunge Beutetiere zu fangen, die bis zu zehn Prozent ihres eigenen Körpergewichtes auf die Waage bringen. Derlei dicke Brocken sichert das Tier aber nicht mit seiner klebrigen Zunge allein, sondern diese verfügt an ihrem Ende auch über einen kräftigen Saugnapf ("Journal of Experimental Biology vom 9. Oktober 2000).

Nach dem Herausschleudern hat die Zungenspitze zunächst eine konvexe Form. Kurz bevor sie das Opfer berührt, spannen sich in der Zunge zwei Muskeln, die das Zungenende zu einem konkaven Saugnapf werden lassen. Der Rest funktioniert genauso wie bei einem Handtuchhalter an der Küchenfliese: Fest und sicher saugt sich die Zunge des Chamäleons an dem glatten Chitinpanzer des Käfers fest. Ohne diesen Trick geht denn auch gar nichts mehr: Chamäleons, denen die Forscher die muskelsteuernden Nerven operativ inaktivierten, konnten keine Beute mehr fangen.

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