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Planetoiden: Toutatis unter der Lupe

Radarbild des Asteroiden Toutatis vom 3. Dezember 2012

(4179) Toutatis am 3. Dezember 2012 | Ein Radarbild des Kleinplaneten (4179) Toutatis wurde am 3. Dezember 2012 mit der 70-Meter-Antenne der NASA in Goldstone, Kalifornien, aufgenommen. Die Aufnahme erreicht eine Auflösung von 18,75 Metern pro Bildpunkt. Deutlich lässt sich die unregelmäßige Gestalt des bis zu 4,5 Kilometer langen Himmelskörpers erkennen. Der helle Fleck unten rechts ist ein Radarecho des Planetoiden, Toutatis besitzt keinen Mond.
Immer wieder nähern sich kleine Planetoiden der Erde bis auf wenige Millionen Kilometer und darunter an. Dann bietet sich die Gelegenheit, diese Himmelskörper mit erdgebundenem Radar zu erfassen und dabei Informationen über ihre Bahnbewegung und ihre räumliche Gestalt zu erhalten. Zuletzt war es der kleine Himmelskörper 2007 PA8, der Anfang November 2012 ins Visier der 70-Meter-Antenne der NASA in Goldstone, Kalifornien, geriet. Am 12. Dezember kommt nun der bereits im Jahr 1989 von Christian Pollas in Frankreich entdeckte (4179) Toutatis der Erde bis auf sieben Millionen Kilometer nahe (die 18-fache Distanz zwischen Erde und Mond). Die Radarantenne von Goldstone hat den Planetoiden bereits am 3. Dezember erfasst und lieferte erste Ansichten von ihm. Sie zeigen einen unregelmäßig geformten Himmelskörper, dessen größte Achse 4,5 Kilometer lang ist und der in 5,4 Tagen einmal um die Längsachse rotiert. Toutatis ist nach dem keltischen Gott Teutates benannt. Diese dichte Annäherung des Planetoiden an die Erde, die sich auch gut mit Amateurfernrohren beobachten lässt, ist die letzte für eine lange Zeit, denn erst im November 2069 wird sich Toutatis wieder in großer Erdnähe befinden, dann im nur dreifachen Abstand zwischen Erde und Mond.

Toutatis wurde schon mehrfach während seiner vorangegangenen Annäherungen an die Erde mit Radar abgetastet und gehört zu den am besten untersuchten Planetoiden des Apollo-Typs. Diese Himmelskörper umrunden die Sonne überwiegend außerhalb der Erdbahn, schneiden diese jedoch im sonnennächsten Abschnitt ihrer Sonnenumlaufbahn. Beim kommenden Rendezvous wollen die Radioastronomen besonders genau hinsehen, um die Ausrichtung von Toutatis zu ermitteln. Dann können sie für das Rendezvous von Chang'e-2 mit Toutatis am 13. Dezember zum Nutzen für die chinesischen Missionskontrolleure dessen räumliche Orientierung genau vorhersagen.

(4179) Toutatis am 5. Dezember 2012 | Auf diesem Radarbild des Planetoiden Toutatis ist die unregelmäßig geformte Oberfläche des kleinen Himmelskörpers gut zu erkennen. Die Aufnahme zeigt eine Ansicht entlang einer der kürzeren Achsen des Himmelskörpers.
An diesem Tag wird die chinesische Raumfahrtbehörde versuchen, ihre ehemalige Mondsonde Chang'e-2 in einem Abstand von 300 Kilometern an Toutatis vorbeifliegen zu lassen und dabei Bilder des Himmelskörpers aufzunehmen. Sie hatte den Mond von Oktober 2010 bis Juni 2011 umrundet, verließ dann den Erdtrabanten und flog zum Lagrangepunkt L2. Dieser befindet sich rund 1,5 Millionen Kilometer hinter der Erde von der Sonne aus gesehen. Dort verblieb Chang'e-2 für rund zehn Monate, bis sie im April 2012 auf einen langsamen Kurs in Richtung Toutatis geschickt wurde. Mit Chang'e-2 konnte China erstmals Erfahrungen mit dem Betrieb einer Raumsonde jenseits der Umlaufbahn des Mondes sammeln.

Die Sonde wird Toutatis mit einer relativ hohen Geschwindigkeit von elf Kilometern pro Sekunde passieren. Damit wird es für die Missionskontrolleure schwierig, den kleinen Himmelskörper im engen Sichtfeld der Telekamera zu erfasssen. Zudem arbeitet die Kamera im Scan-Verfahren, das heißt, sie benutzt die Bahnbewegung der Raumsonde, um das Zielobjekt mit ihrer Bildsensorenzeile abzutasten. Im besten Fall könnte es der Sonde gelingen, zwei Bilder von Toutatis aufzunehmen, eines beim Anflug und eines beim Abflug. Die Auflösung dürfte nur mehrere Dutzend Meter betragen, dennoch wären die Aufnahmen eine wertvolle Ergänzung der Radarbilder von Goldstone. Sie könnten helfen, die Strukturen auf der Oberfläche von Toutatis mit höherer Präzision als bislang zu interpretieren.

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  • Quellen
NASA Goldstone Planning, 7. Dezember 2012

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