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News: Untermieter im eigenen Haus

Eine neue Form des marinen Zusammenlebens fanden Meeresbotaniker bei der Untersuchung von fleckigen Braunalgen: Kleine, in den Pflanzen lebende Algen - sogenannte Endophyten - entpuppten sich als die Verursacher der Verfärbungen. Die bislang als Kuriosität eingeschätzte Lebensgemeinschaft scheint weit verbreitet.

Dunkelbraune Flecken auf den fleischigen Blättern des Braunalgensalats schätzen die ansonsten in marine Nahrung vesessenen Japaner wenig. Ein deutscher Meeresbiologe ging den Gründen des Farbenspiels nach und machte eine verblüffende Entdeckung: Kleinstalgen bevölkern das Innere des Seegewächses. "Endophyten sind Pflanzen oder Organismen, die in anderen Pflanzen leben", erklärt Akira Peters vom Institut für Meereskunde an der Universität Kiel. Gut bekannt waren bislang lediglich in Gräsern endophytisch lebende Pilze. Daß diese Form der Hausbesetzung auch unter Algen nicht verpönt ist, belegen jetzt Peters Untersuchungen.

Unter dem Mikroskop erscheinen die Untermieter als lange Zellfäden. Die Endophyten sind selbst Braunalgen – genau wie ihr Wirt. Ebenso wie ihr "Vermieter" besitzen sie Farbstoffe und gewinnen ihre Lebenskraft aus Photosynthese. Ob die Algen in der Alge ihren Wirt in irgendeiner Form anzapfen, ist bislang unklar. Damit können sie – vorerst – nicht als Parasiten eingestuft werden. Andererseits scheinen sie auch keine Symbionten darzustellen, denn dazu müßten sie ihrem Wirt irgendwie nützlich sein. Auch dafür konnte Peters keine Anhaltspunkte finden.

Allerdings "verwohnen" die Minialgen ihren Lebensraum und schädigen so die Wirtspflanze. "Bei den Flecken handelt es sich um Verdrehungen infolge des Algenbefalls", schildert Peters. Seine Untersuchungen belegen, daß die Endophyten weit häufiger Braunalgen besiedeln, als der Blick von außen erahnen läßt. So ist beispielsweise der sogenannte Zuckertang vor der Küste Helgolands zu nahezu 100 Prozent von Endophyten bewohnt. Sichtbare Symptome zeigt dagegen lediglich ein Viertel der Algen. Im nächsten Schritt wollen die Kieler Meeresforscher nun Einzelheiten dieser Lebensgemeinschaft aufdecken.

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