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Meere: Ur-Atlantik war versalzen

Extrem salzhaltige Grundwasser an der Ostküste Nordamerikas sind die Überreste von mehr als 100 Millionen Jahre altem Meerwasser. Zu diesem Schluss kommt ein Team um Ward Sanford vom US Geological Survey nach der Untersuchung von Sedimenten aus dem 35 Millionen Jahre alten Chesapeake-Bay-Meteoritenkrater. Das Wasser sickerte nach dem Einschlag aus tiefer gelegenen Schichten in die Kraterfüllung und enthält doppelt so viel Salz wie heutiges Meerwasser. Zu jener Zeit war der Nordatlantik erst im Entstehen begriffen und noch nicht mit dem Weltozean verbunden, so dass sich das Salz durch Verdunstung in seinem Becken anreicherte.

Die Forscher schließen aus, dass sich das Salz nachträglich anreicherte: Es gebe dort keine Salzlagerstätten als mögliche Quelle, und die Hitze des Einschlags selbst hätte nicht ausgereicht, die nötige Menge Wasser verdunsten zu lassen. Das Salz muss demnach bereits im Meerwasser vorhanden gewesen sein, als dieses in den Sedimenten eingeschlossen wurde. Anhand des Heliumgehalts bestimmten Sanford und seine Kollegen das Alter des Wassers auf mindestens 100 Millionen Jahre. Die ältesten Sedimentgesteine in der Region sind etwa 145 Millionen Jahre alt und stammen aus der frühen Kreidezeit.

Bekannt ist bereits, dass der sich bildende Nordatlantik vor jener Zeit, im Jura, so salzig war, dass sich eigentlich lösliche Salze als so genannte Evaporite ablagerten, was man heute zum Beispiel ebenfalls bei Salzseen beobachten kann. Aber auch in der frühen Kreidezeit war der Nordatlantik wohl nicht mit dem Weltmeer verbunden, wie der hohe Salzgehalt des Grundwassers zeigt: Das Mittelmeer ist heute in einer ähnlichen Situation wie der Atlantik zu jener Zeit, ist mit dem Weltmeer aber noch durch die schmale, flache Straße von Gibraltar verbunden – dieser vergleichsweise geringe Wasserzufluss reicht aus, dass der Salzgehalt nur zehn Prozent über den des Atlantiks steigt. Der Ur-Atlantik bekam solchen Zufluss erst in der frühen Kreidezeit, vor etwa 100 Millionen Jahren. Zu jener Zeit öffnete sich schließlich auch der Südatlantik: Meerwasser strömte in das Becken des Nordatlantiks und reduzierte den Salzgehalt dort auf normale Werte.

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