Direkt zum Inhalt

News: Venus: Was Temperaturen über das Alter verraten

Die europäische Raumsonde Venus Express untersuchte die Temperaturverteilung auf der südlichen Hemisphäre unseres Nachbarplaneten und entdeckte Unregelmäßigkeiten. Schuld daran sind Vulkane.
Die Oberfläche der Venus weist eine sehr einheitliche Durchschnittstemperatur von rund 460 Grad Celsius auf. Bei Tag und bei Nacht. Wie auch auf der Erde, ändert sich die Temperatur mit der topografischen Höhe, das bedeutet, in tiefer liegenden Gebieten ist es wärmer, auf den Bergen kälter. Ist die Höhe einer Region bekannt, lässt sich die Temperatur ableiten.

Ein Team aus internationalen Geophysikern stieß nun im Hochlandgebiet Lada Terra nahe dem Südpol der Venus auf geringe Abweichungen von den vorhergesagten Werten. Die Entdeckung gelang mit dem Visible and Infrared Thermal Imaging Spectrometer (VIRTIS) an Bord von Venus Express. Mit der Infrarotkamera wurden 297 Aufnahmen der Region angefertigt. „Damit konnten wir die bisher genaueste Temperaturkarte dieses Gebiets erstellen“, erklärt Jörn Helbert vom Forscherteam.

Die Wissenschaftler verglichen die Stellen der Unregelmäßigkeiten mit den topografischen Karten, welche die amerikanische Raumsonde Magellan in den 1990er-Jahren von Venus anfertigte. Dabei stellten sie fest, dass die Anomalien recht gut mit den Umrissen von vulkanischen Komplexen in der Region übereinstimmten.
Temperaturverteilung auf der Venusoberfläche | Das von der Infrarotkamera VIRTIS am besten kartierte Gebiet erstreckt sich vom 50. Grad südlicher Breite bis nahe an den Südpol. Gelbe, orange und rote Gebiete zeigen Abweichungen von der aufgrund der topographischen Höhe berechneten Temperatur von bis zu zehn Prozent. Bei den grünen Gebieten stimmen die Vorhersagen mit den Messungen überein. Die blauen Gebiete sind dagegen kälter als vorhergesagt. Für die weißen Stellen existieren keine topografischen Messungen der Raumsonde Magellan. Dort lassen sich deshalb die vorhergesagte und gemessene Wärmeabstrahlung nicht vergleichen.


Laut den Experten könnten diese Temperaturvariationen auf unterschiedliche Wärmeabstrahlungen der erstarrten Lava zurückzuführen sein. Und die heute abgestrahlte Wärme ist abhängig davon, wann diese Strukturen entstanden sind und aus welchem Material sie bestehen. Folglich lässt sich so das ungefähre Alter der Regionen ablesen.

Daraus ergibt sich, dass im untersuchten Gebiet, die Struktur der Cocomama Tessera möglicherweise die älteste ist, gefolgt von vulkanischen Komplexen in Quetzalpetlatl Corona und den erstarrten Lavaströmen in Juturna Fluctus, Otygen Coronae sowie Mylitta Fluctus (siehe Karte oben).

„Allerdings ist auch eine andere Erklärung für die beobachteten Temperaturunterschiede möglich“, so Helbert. Wechselwirkungen mit der dichten Venus-Atmosphäre könnten ähnliche Effekte hervorrufen. „Dieses Modell beinhaltet aber zahlreiche Einschränkungen, deshalb neigen wir zu den vulkanischen Prozessen als Ursprung.“

Das vorläufige Missionsende von Venus Express ist im Mai 2009. Bis dahin erwarten die Forscher weitere Messdaten, mit denen die Ursache möglicherweise genau bestimmt werden kann.

MS

Schreiben Sie uns!

Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.

Partnerinhalte

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.