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Planetenforschung: Venussonde Akatsuki ist gescheitert

Die Venussonde Akatsuki
Update: Die japanische Raumfahrtbehörde gab offiziell am Morgen des 8. Dezember 2010 bekannt, dass es nicht gelungen ist, die Raumsonde Akatsuki in eine Umlaufbahn um den Planeten Venus zu bringen. Offenbar hat das Bremstriebwerk versagt. Damit ist die erste Venussonde Japans gescheitert, ein herber Rückschlag für die japanische Planetenforschung. Ein ähnliches Schicksal erlebte die japanische Marssonde Nozomi im Jahre 2003 bei ihrem Versuch, in eine Umlaufbahn um den Roten Planeten einzuschwenken.

Die Venussonde Akatsuki | Am frühen Morgen des 7. Dezember 2010 sollte die japanische Raumsonde Akatsuki in eine Umlaufbahn um den Planeten Venus einschwenken. Derzeit ist das Schicksal der Sonde ungewiss.
Nach bisherigem Kenntnisstand zündete um 0:50 Uhr das Bordtriebwerk planmäßig und sollte für rund zwölf Minuten brennen. Während des Bremsmanövers verschwand die Sonde von der Erde aus gesehen wie geplant hinter der Venus und sollte für 22 Minuten ohne Funkkontakt zur Bodenstation sein. Allerdings meldete sich die Sonde nach der vorgegebenen Zeitspanne nicht zurück, was im Kontrollraum in der japanischen Stadt Sagamihara für Aufregungsorgte.

Um 2:28 Uhr MEZ gelang es schließlich den Missionskontrolleuren der japanischen Raumfahrtbehörde JAXA, erste Signale der Sonde aufzufangen. Sie wurden über eine Hilfsantenne der Sonde gesendet. Nach Plan sollte Akatsuki, japanisch für "Morgendämmerung", um 1:36 Uhr MEZ für eine Stunde in den Venusschatten eintreten und um 3 Uhr MEZ ihre Hauptantenne zur Erde ausrichten.

Die Aufgabe von Akatsuki ist die Beobachtung und Erkundung der dichten Venusatmosphäre mit ihren Dunstschichten und Wolken. Zudem soll sie im Infraroten die feste Planetenoberfläche unter die Lupe nehmen. Akatsuki, vor dem Start am 20. Mai 2010 als Planet-C bezeichnet, ist die erste Venussonde Japans. Sie wiegt insgesamt 640 Kilogramm und weist Quaderform auf. Akatsuki ist drei-Achsen-stabilisiert, das heißt, sie wird exakt im Raum ausgerichtet. Akatsuki trägt eine wissenschaftliche Nutzlast von 34 Kilogramm, die sich auf sechs unterschiedliche Instrumente verteilen.

Fünf der sechs Instrumente sind Kameras, die Venus vom Ultravioletten bis hinein ins mittlere Infrarot ins Visier nehmen. Die sechste Experiment sind die "Radio-Wissenschaften". Sie nutzen den Bordsender und die Bahnbewegung der Sonde um die Venus. Durch eine genaue Verfolgung der Radiosignale von Akatsuki lässt sich auf den inneren Aufbau des Planeten schließen, da sich Inhomogenitäten der Massenverteilung innerhalb von Venus der Bahnbewegung von Akatsuki aufprägen.

Akatsuki in der Venusumlaufbahn | Mit ihren fünf Kameras soll die japanische Raumsonde Akatsuki die Atmosphäre unseres inneren Nachbarplaneten Venus beobachten (künstlerische Darstellung). Dabei soll sie in der permanenten Wolkendecke auch Ausschau nach Blitzen halten, die bislang noch nicht eindeutig nachgewiesen wurden.
Die spektralen Empfindlichkeiten der fünf Kameras sind so gewählt, dass sie unterschiedlich tiefe Schichten der Venusatmosphäre beobachten können. Manche spektralen Fenster im Infraroten erlauben sogar eine eingeschränkte Beobachtung der festen Oberfläche. Im sichtbaren Licht verhindert eine permanente Wolkendecke aus Schwefelsäure jeglichen Blick auf die vulkanischen Landschaften der durchschnittlich 450 Grad Celsius heißen Oberfläche.

Die enorme Hitze entsteht durch einen extremen Treibhauseffekt der zur rund 96 Prozent aus Kohlendioxid bestehenden Atmosphäre, die auf der Oberfläche mit dem 90-Fachen des irdischen Atmosphärendrucks lastet. Zwar erhält Venus wegen ihres geringeren Abstands zur Sonne etwa das Doppelte der irdischen Sonneneinstrahlung, aber dies würde nicht für derart hohe Temperaturen ausreichen, bei denen die Metalle Zinn und Blei bereits schmelzen.

Akatsuki soll vor allem das atmosphärische Geschehen beobachten und dabei die Beobachtungen der bereits seit April 2006 in der Umlaufbahn befindlichen europäischen ESA-Sonde Venus Express unterstützen und weiter ausbauen. Zudem soll Akatsuki auch nach aktiven Vulkanen auf der Venusoberfläche Ausschau halten. Sie sollten sich durch ihre noch höheren Temperaturen um 1200 Grad Celsius im Infraroten deutlich auf den Wärmebildern abzeichnen. Bisher konnte Venus Express mit ihren Infrarotkameras keine aktiven Vulkane aufspüren, obwohl alle Anzeichen dafür sprechen, dass die fast erdgroße Venus nach wie vor geologisch aktiv sein müsste.

Akatsuki soll den Planeten zu Anfang noch auf einer sehr elliptischen Umlaufbahn umrunden. Sie benötigt dann für einen Umlauf rund vier Tage, wobei sie sich bis auf 550 Kilometer der festen Planetenoberfläche annähert. Durch weitere Schubmanöver ihrer Bordtriebwerke soll die Sonde bis zum 13. Dezember 2010 in eine elliptische Bahn mit einer Umlaufperiode von 30 Stunden gebracht werden, auf der sie für mindestens ein Jahr die Venus beobachten soll.

Tilmann Althaus

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