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DNA-Analyse: Verspeisten Gäste des Explorer Club tatsächlich Mammutfleisch?

Das Eis der Arktis bewahrte auch das Fleisch eingefrorener Mammuts. Doch konnte man es Jahrtausende später wirklich noch essen? Eine DNA-Analyse geht einem 65 Jahre alten Gerücht nach.
Mammut und Mastodon

Die Galadiners des Explorer Club in New York sollen einen legendären Ruf haben – nicht nur, weil daran schon Größen wie Theodore Roosevelt und Neil Armstrong teilgenommen haben, sondern vor allem wegen der exquisiten und ausgefallenen Speisen, die dort serviert werden. Neben international durchaus gängigen frittierten Vogelspinnen oder gekochten Ziegenaugen soll in einem Jahr auch ein wirklich einmaliges Mahl auf der Menükarte gestanden haben: 1951 wurde angeblich Mammut aufgetischt, tausende Jahre nachdem die letzten Vertreter der Art ausgestorben sind. Diese Geschichte wurde zumindest immer wieder an Abenden im Club kolportiert, wie der Paläontologe Jack Horner von der Montana State University gegenüber der "New York Times" erzählte. Doch verifizieren ließ sich dieses Gerücht bislang nicht – und ebenso wenig, ob sich die Gäste statt an einem Mammut nicht vielmehr an den Überresten eines ebenfalls ausgestorbenen Riesenfaultiers der Gattung Megatherium delektiert hatten.

Ganz von der Hand zu weisen ist die Möglichkeit einer Mammutspeise nicht: Immer wieder finden Bewohner oder Paläontologen im Dauerfrostboden Sibiriens oder Alaskas auch fleischliche Überreste der Eiszeitgiganten, die die lange Zeit erstaunlicherweise so gut überstanden haben, dass man daraus noch Steaks schneiden könnte. Bei Megatherium liegt der Fall schon schwieriger, denn diese Tiere lebten in Südamerika und müssten durch sehr große Zufälle in einem Gletscher bewahrt worden sein – oder ihr Verbreitungsgebiet war weit größer als gedacht. Immerhin lebten andere bodenbewohnende Faultiere in Nordamerika, deren Reste in Alaska und Nordkanada ausgegraben worden sind. Völlig ausgeschlossen ist diese Hauptgangvariante also nicht.

Weder (rotes) Fleisch noch Fisch

Glückliche Fügung für die Nachwelt: Das Clubmitglied Paul Griswold Howes konnte 1951  – damals Kurator des Bruce Museum in Greenwich – nicht am Dinner teilnehmen. Er wollte aber zumindest Teile davon in seinem Museum ausstellen, weshalb ihm der Organisator Wendell Phillips Dodge eine kleine Probe in einem Einmachglas zusandte, etikettiert als Megatherium. Im Lauf der Zeit gelangte dieses Stück schließlich ins Yale Peabody Museum of Natural History, wo es letzten Endes die Aufmerksamkeit von Eric Sargis von der Yale University erregte. Zusammen mit Kollegen analysierte er schließlich das fragliche Fleisch anhand einer DNA-Probe und veröffentlichte das Resultat in "PLoS One". Die Untersuchung war nicht unbedingt einfach, denn das Material sollte ja nicht nur Tausende von Jahren alt sein, sondern war auch noch erhitzt worden, was das fragile Erbgut normalerweise arg in Mitleidenschaft zieht.

Dennoch gelang es Jessica Glass, die Erstautorin der Studie, die Probe aufzubereiten und zu analysieren – und damit die Legende wohl ein für alle Mal zu zerstören. Denn das Fleisch stammte weder von einem Mammut noch von einem Faultier. Gegessen wurde bei jenem Galadiner stattdessen eine Grüne Meeresschildkröte (Chelonia mydas), was damals durchaus noch gängig war. Erst Jahre später wurde der Konsum angesichts der zunehmenden Bedrohung der Art verboten. Dodge hatte sich also einen Scherz erlaubt, den er kurze Zeit später sogar in der Clubzeitschrift aufgeklärt hatte, wie die "New York Times" rekapituliert. Allerdings achtete niemand auf die Klarstellung – oder die Geschichte klang einfach zu gut, um sie zu verwerfen.

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