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Infrarotastronomie: VISTA entdeckt 96 Sternhaufen

Neue Sternhaufen
Auf dem Berg Paranal in der chilenischen Atacama-Wüste betreibt die Europäische Südsternwarte ESO nicht nur das Very Large Telescope mit seinen vier Acht-Meter-Spiegeln, sondern auch ein spezielles Durchmusterungsteleskop für den Infrarotbereich. Sein Name ist VISTA, die Abkürzung steht für Visible and Infrared Survey Telescope for Astronomy. Es ist ein 4,1-Meter-Teleskop und wird vor allem im nahen Infraroten eingesetzt. In diesem Spektralbereich sind viele der dichten Gas- und Staubnebel in unserem Milchstraßensystem durchsichtig, so dass VISTA in sie hinein und darüber hinaus blicken kann.

Vor etwa einem Jahr begann eine Forschergruppe um Jura Borissova mit einer systematischen Durchmusterung des Himmels entlang der Ebene unseres Milchstraßensystems. Der Name des Programms ist "VISTA Variables in the Via Lactea" (ungefähr: VISTA-Beobachtungen von Veränderlichen in der Milchstraße) oder kurz VVV. Nun stellte das Team die ersten Ergebnisse vor. Es gelang ihnen, 96 bislang unbekannte offene Sternhaufen aufzuspüren, die sich hinter dichten Gas- und Staubwolken verbargen. Die Forscher fanden sie vor allem in schon bekannten Sternentstehungsgebieten in Regionen, die im sichtbaren Licht leer erschienen.

Um einem Sternhaufen im Gewimmel von Vordergrundsternen auf die Schliche zu kommen, entwickelten die Astronomen ein Computer-Programm, mit dem sich zufällig im Bildfeld befindliche Vordergrundobjekte "ausblenden" ließen. So konnten die Forscher anschließend die Anzahl der jeweiligen Haufenmitglieder zählen. Zudem bestimmten sie den Durchmesser der Haufen und bei ausreichender Mitgliederzahl auch ihre Entfernungen und ihre Alter. Die meisten der neuentdeckten Sternhaufen sind sehr klein und bestehen aus nur 10 bis 20 Mitgliedern. Sie sind somit auch sehr lichtschwach und oft auch stark zum Zentrum hin konzentriert. Der Staub schwächt ihre Helligkeiten im sichtbaren Licht um Faktoren zwischen 10 000 bis 100 Millionen ab, so dass sie bisherigen Himmelsdurchmusterungen im sichtbaren Licht entgehen mussten.

Derzeit sind in unserer Galaxis rund 2500 offene Sternhaufen bekannt, wobei die Forscher annehmen, dass sich hinter den Gas- und Staubschwaden bis zu 30 000 weitere Haufen unseren Blicken bislang entziehen. Somit stellen die 96 neuen Objekte nur einen winzigen Bruchteil noch zu entdeckender offener Sternhaufen dar.

Tilmann Althaus

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  • Quellen
arxXiv:1106.3045v1

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