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Paläontologie: Vom Winde bewahrt

Rekonstruierter Seeskorpion
Fast eine halbe Milliarde Jahre schlummerten Fossilien im Schatten der südafrikanischen Tafelberge. Die Funde stellen ein wissenschaftliches Mysterium dar: Trotz des langen Zeitraums blieben beispielweise bei einem Seeskorpion Augen, Muskeln und Eingeweide im Gestein erhalten. Das bislang ungelöste Phänomen erklärt nun Sarah Gabbott von der University of Leicester: Raue Winde vom Festland brachten einst Leben, aber auch den schnellen Tod.

Unter Verschluss | Der Soom-Schiefer aus Südafrika ist einer der einzigen zwei Lagerstätten weltweit, in denen die Gattung der Conodonten im Ganzen erhalten geblieben ist. Dieser Seeskorpion ist etwa 440 Millionen Jahre alt. Trotz seines hohen Alters sind Muskelbereiche, Lamellen und die Paddel zum Schwimmen noch gut erkennbar.
Als Gabbott den Soom-Schiefer untersuchte, in dem sich die gut erhaltenen fossilisierten Organismen befinden, entdeckte sie erhöhte Gehalte von Löss. Diese feinen, gleichmäßigen Partikel werden von Winden aus vegetationsarmen Regionen ausgeblasen. In diesem Fall herrschte am Ende des Ordoviziums, vor etwa 443 Millionen Jahren, eine Kaltzeit. Starke Winde trugen Material aus kargem Gletschervorland aus und lagerten es nach kilometerweitem Transport wieder ab – ähnlich wie heute am McMurdo-Eisschelf in der Antarktis.

Diese immense Menge an nährstoffreichem Löss, die auf das Schelf des vorzeitlichen Soom-Meers geblasen wurde, überdüngte aber das dortige Ökosystem. Der Abbau der durch die erhöhte Bioproduktivität entstandenen organischen Substanz führte zu Sauerstoffknappheit und löste ein Massensterben aus. So wurden die Organismen unter Luftabschluss in dicke Sedimentschichten eingebettet und blieben mit ihrem einzigartigen Detailreichtum über Millionen Jahre hinweg bestehen. (sh)

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