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News: Von Ross und Reitern

Hoch zu Ross eroberten die Mongolen weite Teile Europas. Waren sie die ersten, die Pferde als Reittiere benutzten? Oder kamen auch andere Völker auf diese Idee? Genetische Analysen weisen darauf hin, dass Menschen an mehreren Orten unabhängig voneinander Pferde zu ihren Haustieren machten.

Das Glück der Erde liegt für manche auf dem Rücken der Pferde. Schon seit einigen Jahrtausenden begleiten die Huftiere den Menschen – erst als Nahrungslieferant, dann als Transportmittel. Doch wer kam ursprünglich auf die Idee, wilde Pferde zu zähmen und zu Haustieren zu machen? Waren es wirklich die Mongolen? Und verbreiteten sie ihre schnellen Reittiere dann auf ihren ausgedehnten Eroberungsfeldzügen in ganz Europa und Asien? Auch, aber nicht nur sie, lautet nun die Antwort von Carles Vilà und Hans Ellegren von der Uppsala University (Science vom 19. Januar 2001).

Die archäologischen Befunde zur Stammesgeschichte der Pferde ist nicht eindeutig. Bei Ausgrabungen entdeckte Knochen können sowohl von einer Mahlzeit stammen als auch kennzeichnend für eine Kultur sein, die Pferde zum Reiten oder gar zum Züchten hielt. Zwar zeigten manche Zähne Spuren einer Art Trense, doch auch mit diesen Daten konnten Wissenschaftler bisher nicht eindeutig klären, wo der Ursprung der gezähmten Pferde lag.

Bei anderen Haustieren wie Schweinen, Rindern oder Schafen ist die mitochondriale DNA – ein Bestandteil der Erbgutes, der nur von der Mutter an den Nachwuchs weitergegeben wird – sehr einheitlich. Das weist darauf hin, dass die heute lebenden Exemplare alle von einer recht kleinen Gruppe an Vorfahren abstammen, die irgendwann vor mehreren Tausend Jahren den Grundstock für die ersten Haustiere darstellten. Die Forscher untersuchten die mitochondriale DNA in Blutproben von 19l reinrassigen Pferden, darunter Vertretern einiger ursprünglicher englischer und schwedischer Tiere sowie einer Zucht in Island, deren Ahnen von den Wikingern auf die Insel gebracht wurden. Außerdem konnten sie DNA-Proben eines Przewalski-Pferdes bekommen, von dem viele Wissenschaftler annehmen, dass es die Schwesterart der Wildpferde ist. Abrunden konnten sie ihren Datenbestand schließlich mit DNA-Proben von 12 000 Jahre alten Fossilien aus der Permafrostregion Alaskas und und bis zu 2000 Jahre alten Überresten aus archäologischen Fundstätten in Estland und Schweden.

Zur großen Überraschung der Forscher waren die DNA-Sequenzen der modernen Pferde genetisch fast genauso variabel wie die ihrer fossilen Vorfahren. Es ließen sich also keine getrennten Abstammungslinien wie im Falle anderer Haustiere herausfiltern. Diese genetische Vielfalt der heutigen Pferderassen zeigt, "dass die Domestizierung der Pferde sich in Raum, Zeit sowie Art und Weise von der anderer Tiere unterscheidet", erklärt Daniel Bradley vom Trinity College in Dublin.

Obwohl die Ergebnisse darauf hindeuten, dass Pferde an vielen Orten unabhängig voneinander zum Haustier wurden, geht David Anthony vom Hartwick College doch davon aus, dass die Mongolen in den eurasischen Steppen als erste auf den Gedanken kamen – denn dort waren die Menschen besonders auf das Fleisch der Tiere als Nahrungsmittel angewiesen. Was sich ausbreitete, waren dann womöglich nicht der Pferde, sondern die Idee an sich, fügt er hinzu.

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