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Überpünktliches Himmelsereignis: Vorangekündigte Supernova jetzt schon eingetroffen

Ein Ausnahme-Gravitationslinseneffekt sorgt dafür, dass sich das Auftreten einer Supernova exakt vorhersagen ließ - zumindest fast: Denn ihr Licht kam schon heute Morgen an.
Galaxienhaufen MACS J1149.6+2223

Vor wenigen Wochen haben Astronomen das Aufleuchten einer Supernova vorausgesagt, nun ist ihre Vorhersage bereits eingetroffen: Am vorausberechneten Ort und fast zur vorausberechneten Zeit ist das Licht einer fernen Sternexplosion sichtbar geworden. Nur um wenige Wochen haben sich die Wissenschaftler verschätzt – ursprünglich hatten sie ihr Erscheinen für das erste Drittel des Jahres 2016 angekündigt. Angesichts der Tatsache, dass sich Supernovae aber eigentlich gar nicht vorhersehen lassen, ist diese Abweichung geradezu wahnwitzig klein. Das Aufleuchten der Supernova wurde am Morgen des 15. Dezember 2015 in einem astronomischen "Telegramm" allgemein publik gemacht.

Dreimal dieselbe Supernova | Die Grafik veranschaulicht das Prinzip: In einer weit entfernten Galaxie taucht eine Supernova auf, die auf Grund eines Gravitationslinseneffekts in mehreren Abbildern erscheint. Eingeklinktes Bild: Erste Beobachtung, hier erscheint sie viermal. Links oben versetzt: Position der neuesten Beobachtung. Ganz links oben: Position ihres mutmaßlichen Erscheinens 1995.
Der Galaxienhaufen befindet sich in der umrandeten Ebene.

Möglich machte dies ein außergewöhnliches physikalisches Phänomen. Denn in Wirklichkeit handelt es sich bei der neuen Supernova um eine alte Supernova, die unter dem Namen SN Refsdal bereits länger bekannt ist. Sie tritt jedoch auf Grund eines Gravitationslinseneffekts in mehrfacher Ausfertigung am Himmel in Erscheinung. Im November 2014 bemerkten Forscher zum ersten Mal das Aufleuchten dieser Explosion. Form und Masse des Galaxienhaufens halfen ihnen dann, Zeitpunkt und Ort eines weiteren Erscheinens auszurechnen. Demnach dürfte auch schon im Jahr 1995 ein drittes Abbild von SN Refsdal zu sehen gewesen sein. Offen ist noch, ob es vielleicht per Zufall von einem Teleskop aufgezeichnet wurde.

Vorher – nachher | Aufnahme des Hubble-Teleskops. Mit S1 bis S4 sind die zurückliegenden Beobachtungen markiert. SX zeigt die Stelle, an der die Supernova heute Morgen auftauchte.

Die Supernova ist im fünf Milliarden Lichtjahre entfernten Galaxienhaufen MACS J1149,6+2223 im Sternbild Löwe sichtbar, befindet sich tatsächlich jedoch noch einmal vier Milliarden Jahre weiter entfernt jenseits dieses Haufens. Dessen enorme Masse lenkt ihr Licht wie ein Brennglas um, mit der Folge, dass es zum einen verstärkt wird und zum anderen an mehreren Stellen auf einmal auftaucht. Verschieden lange Laufzeiten verschieben den Zeitpunkt des Auftreffens auf der Erde.

Benannt ist die Supernova nach dem norwegischen Astronomen Sjur Refsdal, der in den 1960er Jahren demonstrierte, wie sich aus solchen mehrfachen Abbildern ein und derselben Supernova Rückschlüsse auf grundlegende Eigenschaften des Universums ziehen lassen. Die SN Refsdal ist die erste Supernova, auf die seine Vorhersage zutrifft.

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