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Gedächtnis: Warum der Knoten im Taschentuch nicht reicht

Nicht jede Gedächtnishilfe ist gleich gut. Damit wir auch wirklich an unser Vorhaben denken, müssen zwei Faktoren zusammenkommen.
Knoten im Taschentuch als Erinnerungsstütze

Das Brot ist alle, also schnell noch auf der Arbeit eine Notiz machen und neben den Computer legen. Abends zu Hause aber kommt die Erkenntnis: Der Zettel liegt auf dem Schreibtisch, und Brot ist immer noch keins da. Was ist da schiefgegangen?

Der Hinweis kam nicht zur richtigen Zeit und hat sich zu gut bei den restlichen Papierschnipseln auf dem Schreibtisch versteckt. Diese Antwort geben jedenfalls Todd Rogers und Katherine Milkman in ihrer neuen Studie. Gedächtnisstützen funktionieren am besten, wenn sie uns genau in dem Moment erreichen, an dem wir unseren Plan in die Tat umsetzen können. Außerdem müssen wir das, woran wir uns erinnern wollen, mit etwas Auffälligem assoziieren.

In Rogers' und Milkmans Untersuchung mussten 87 Personen eine Stunde lang Aufgaben am Computer lösen, die zu einer anderen Studie gehörten. Über eine Einblendung auf dem Bildschirm fragten die Forscher ihre Probanden, ob sie später für eine Wohltätigkeitsorganisation spenden wollten. Falls ja, sollten sie daran denken, zum Zeichen ihrer Spendenwilligkeit eine Büroklammer mitzunehmen, wenn sie den Raum verließen. Den Teilnehmerinnen und Teilnehmern, die sich für die Spende entschieden hatten, zeigte der Computer dann zufällig eine von zwei Antworten: entweder ein einfaches "Vielen Dank!" oder aber den fotografischen Hinweis auf eine Elefantenfigur, die sich direkt auf dem Tisch mit den Büroklammern befand. Die Forscher gingen davon aus, dass die auffällige Figur die Erinnerung an die Büroklammer wachrufen würde. Und in der Tat: Aus der Gruppe derjenigen, die diesen zusätzlichen Hinweis erhalten hatten, dachten 74 Prozent der Teilnehmer daran, eine Büroklammer mitzunehmen. Unter den anderen waren es lediglich 42 Prozent.

Um zu testen, welche Rolle die Sichtbarkeit der Erinnerungsstütze spielte, führten Rogers und Milkman noch weitere Studien durch. Auch hier zeigte sich: Eine Gedächtnishilfe ist nur dann gut, wenn sie im richtigen Moment unsere Aufmerksamkeit auf sich zieht. Der berühmte Knoten im Taschentuch hat darum zwei entscheidende Nachteile: Man hat ihn in der Regel nicht in der Hand, wenn man ihn braucht, oder man hat vergessen, woran man sich erinnern soll, weil es keine Verbindung zwischen der Erinnerung und dem Knoten mehr gibt.

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