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Antarktische Überlebensstrategie: Warum legen Schopfpinguine ein kleines und ein großes Ei?

Es scheint sinnlos, immer zwei Eier zu legen, wenn eines davon fast immer stirbt. Schopfpinguine tun es trotzdem - nur warum?
Schopfpinguine

Seit geraumer Zeit wundern sich Vogelforscher in der Antarktis über das merkwürdige Eilegeverhalten von Schopfpinguinen nach der Paarungszeit: Zwar legen sie wie alle Pinguine – außer dem Kaiser- und Königspinguin – pro Brutperiode zwei Eier, diese unterscheiden sich aber in ihrer Größe und Qualität sehr deutlich. Die Küken, die aus dem ersten, oft nur halb so großen Ei schlüpfen, sterben allerdings fast immer – wenn sie überhaupt ausgebrütet werden; und meist überlebt daher nur der Nachwuchs aus dem zweiten Ei. Die Hintergründe dieser offensichtlichen Ressourcenverschwendung sind umstritten. Nun glaubt ein kanadisches Forscherduo aber, etwas Licht ins Dunkel bringen zu können: Wahrscheinlich wird das erste Ei nicht so groß, weil es schon während der anstrengenden Wanderung der Tiere vor dem Erreichen der Brutkolonie gebildet wird.

Anders als andere Pinguine mit typischerweise zwei gelegten Eiern unternehmen die sechs Eudyptes-Arten während der sechs Monate außerhalb der Brutsaison weite Wanderungen über die offene See, wobei sie Reviere von bis zu zwei Millionen Quadratkilometern durchstreifen, um schließlich pünktlich zum Brüten am Koloniesammelplatz zusammenzukommen. Auf der Rückreise bewegen sich die Schopfpinguine dabei fast doppelt so schnell wie etwa wandernde Adelié-Pinguine. Offenbar beginnt schon während der hastigen Rückkehr im Körper der Eudyptes-Weibchen die Produktion des ersten Eis – und je später ein Weibchen zur Kolonie gelangt, desto mickriger fällt das erste im Vergleich zum zweiten Ei aus. Es liegt nahe, dass die Anstrengung der Reise auf Kosten der Eiproduktion geht, so die Forscher nach der Auswertung von Beobachtungsdaten verschiedener Pinguinarten.

Unklar ist, warum gerade die Schopfpinguine die Wanderungen nicht besser mit der Brutsaison abstimmen können – Adelié-Pinguine zum Beispiel, die auch weite Strecken, allerdings langsamer und über Land zurücklegen, legen vor dem Brutgeschäft in ihre Kolonien zurückgekehrt zunächst eine meist ausreichend lange Ruhepause ein. Dies scheint der Lebensstil der Schopfpinguine nicht zuzulassen. Vielleicht haben sie trotzdem das erste ihrer Eier noch nicht abgeschafft, weil in seltenen Fällen doch ein Erstling überlebt – und dieser dann einen deutlichen zeitlichen Vorsprung gegenüber allen anderen Artgenossen seiner Generation hätte, spekulieren die Forscher.

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